Tschechische Berufsarmee soll aufgestockt und modernisiert werden

Foto: Olga Haladová, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Die Zahl der Berufssoldaten in der Tschechischen Armee soll in den nächsten Jahren auf 32.000 aufgestockt werden. Das ist um 5000 Männer und Frauen mehr als das gegenwärtige Kontingent vorsieht. Die Streitkräfte sollen zudem modernisiert und die Verteidigungsausgaben erhöht werden. Dies alles wurde auf dem Befehlshaber-Treffen der Armee am Dienstag in Prag angekündigt.

Foto: Olga Haladová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Wenn junge Tschechen und Tschechinnen nach Studium oder Ausbildung auf Jobsuche sind, dann spielt die Armee eine zunehmende Rolle. Die auf längere Zeit sichere Beschäftigung ist dabei aber nicht mehr der alleinige Grund. Rekrut Martin Konopík:

„Der Hauptgrund für mich ist die Lage in Europa, die sich verschlechtert hat. Es hat den Anschein, dass uns was ‚Großes‘ droht, und ich denke, wir sollten unser Land schützen.“

Der 20-Jährige hat eine unternehmerische und sportliche Ausbildung hinter sich. Doch nun will er seine Fähigkeiten in den Dienst der Landesverteidigung stellen. Und wie er denken viele junge Tschechen. Im vergangenen Jahr hat die tschechische Berufsarmee 1858 neue Rekruten aufgenommen, in diesem Jahr sind es bereits 2148 Neueinsteiger. Und weitere Interessenten stehen hintendran, sagt Lenka Šmerdová von der Personalabteilung der Armee:

Lenka Šmerdová  (Foto: ČT24)
„In diesem Jahr haben wir bis dato zudem 9016 potenzielle Anwärter registriert. Einige von ihnen wurden von uns bereits kontaktiert, andere befinden sich in der Warteschleife. Doch einigen mussten wir absagen, weil sie den Eignungstest nicht bestanden haben.“

Zu Jahresbeginn hat das Verteidigungsministerium diese Zahlen vermeldet: Die Armee hat in etwa 22.000 Berufssoldaten, 6400 Zivilbeschäftigte und zirka 1100 Staatsbedienstete gemäß Beamtengesetz. Jährlich schlüpften zuletzt jeweils rund 2000 neue Rekruten in die Armee-Uniform. Nach Abzug der Abgänge wächst die Stärke der Berufsarmee damit um mehr als 1000 Männer und Frauen pro Jahr. Spätestens dann, wenn die Armee in ein paar Jahren die Marke von 30.000 Soldaten erreicht hat, müsse man sie umstrukturieren. Dazu der Armeegeneral und Generalstabschef der Armee, Josef Bečvář:

Josef Bečvář  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Es bliebe die Frage zu klären, ob wir aus den neuen Berufssoldaten eine neue Division formieren, oder aber ob wir mit ihnen weitere Einheiten bilden, die die Landstreitkräfte verstärken.“

Neben der Erhöhung der Truppenstärke soll jedoch auch die Ausrüstung und Bewaffnung der Militärs verbessert werden. Präsident Miloš Zeman fordert:

„In einer ersten Welle sollten wir uns Überwachungsdrohnen anschaffen, ungeachtet dessen, dass uns die Amerikaner schon einige davon überlassen haben. Und wenn wir diese Technik dann beherrschen, sollten wir uns nicht davor scheuen, uns in einer zweiten Welle auch Kampfdrohnen zu besorgen.“

Martin Stropnický  (Foto: ČTK)
Und Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) ergänzt:

„Heute haben wir bereits die Möglichkeit, auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Wir können unsere Armee also modernisieren und damit auch unseren Verpflichtungen in der Nato besser nachkommen.“

Verteidigungsminister Martin Stropnický (Partei Ano) fordert dazu, den Etat seines Ressorts schrittweise aufzustocken – auf 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2020 und auf volle zwei Prozent im Jahr 2025:

„Das bedeutet, bei der Erstellung des nächsten Haushaltsentwurfs, über den die Regierung im Frühjahr und Sommer kommenden Jahres verhandeln wird, müssen die Ausgaben für Verteidigung und Sicherheit weiter erhöht werden.“

Ein Budget von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht letztlich den Forderungen der Nato. Es scheint also, dass Tschechien dieser Vorgabe folgen wird.