Tschechische Burgen und Schlösser: Niedrigeres Besucherinteresse in diesem Sommer

Burg Křivoklát

Im Sommer verzeichnen Tschechiens Schlösser und Burgen in der Regel ein hohes Besucherinteresse. Denn die Ferienzeit und das oft schöne Wetter laden zum Verweilen ein. Doch die Corona-Beschränkungen machen vieles komplizierter. Das macht sich auch in den Besucherzahlen des Monats Juli bemerkbar.

Schloss Hluboká nad Vltavou | Foto: Jaroslav Frejka,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Er habe vor, an der Besichtigung teilzunehmen. Viel lieber würde er dies ohne Atemschutzmaske tun, doch die Zeiten seien jetzt so. Er und seine Familie hätten sich damit abgefunden.

Das sagte der Prager Jindřich Záček kurz vor seinem Besuch im Schloss Hluboká nad Vltavou / Frauenberg gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Doch wie er und seine Ehefrau denken derzeit längst nicht alle Tschechen, die im Urlaub oder auf einem Ausflug gern ein hübsches Schloss oder eine mittelalterliche Burg aufsuchen wollen. Vor allem die geltenden Corona-Beschränkungen halten viele Interessenten letztlich von einem geplanten Besuch ab. Dies bestätigt die Sprecherin des Nationalen Denkmalschutzamtes im Kreis Plzeň / Pilsen, Markéta Slabová:

„Zur Ferienzeit im vorigen Jahr gab es keine Beschränkungen bezüglich der Personenzahl bei Gruppenführungen, und die Besucher mussten keine Maske tragen. In diesem Sommer aber gilt die Anordnung, dass die Personenzahl limitiert ist und alle Besucher in den Innenräumen einen Mund- und Nasenschutz tragen müssen.“

Oldřich Pešek | Foto: Nationalinstitut für Denkmalpflege

Und diese Auflagen einhalten zu müssen, widerstrebt vielen Menschen – besonders bei heißem Wetter und hoher Luftfeuchtigkeit. Deswegen sei es wohl auch nicht verwunderlich, dass die Zahl der Besucher von Schlössern und Burgen im Juli unter den Erwartungen geblieben ist, analysiert der Vizechef des Denkmalschutzamtes (NPÚ), Oldřich Pešek:

„Die staatlichen Objekte wurden im Monat Juli von etwas mehr als 1,1 Millionen Menschen besucht.“

Diese Zahl setzt Pešek auch in die entsprechende Relation:

„Gegenüber dem Juli vergangenen Jahres bedeutet dies einen Rückgang von ungefähr 212.000 Besuchern. Gegenüber 2019 liegt der Rückgang aber nur bei 101.000 Besuchern.“

Schloss Lednice | Foto: Hana Ondryášová,  Tschechischer Rundfunk

Ein weiterer Grund für den geringeren Besucherandrang sei das weitgehende Ausbleiben ausländischer Touristen in Tschechien, so Pešek:

„Das Fehlen der ausländischen Gäste macht sich vor allem bei den wichtigsten Besucherzielen bemerkbar. Daher verzeichnen – ähnlich wie im vergangenen Jahr – solch namhafte Touristen-Hotspots wie die Burg Karlstein, Krumau, Hluboká nad Vltavou, Lednice oder Valtice den größten Besucherschwund.“

Demgegenüber erfreuen sich kleinere Burgen und Schlösser einer steigenden Nachfrage – vor allem wenn sie über schöne Außenanlagen verfügen. Das bestätigt der Direktor des Denkmalpflegeamtes in České Budějovice / Budweis, Petr Pavelec:

Petr Pavelec | Foto: Romana Lehmannová,  Tschechischer Rundfunk

„Typische Burgen und Schlösser wie beispielsweise Červená Lhota oder Jindřichův Hradec haben jetzt merklich weniger Besucher. Doch die weit offeneren Areals wie etwa die Burgen Landštejn oder Zvíkov, die teilweise Ruinen sind, verzeichnen einen nahezu gleichbleibenden oder in einigen Fällen sogar etwas größeren Besucherandrang als im Vor-Corona-Jahr 2019.“

Die sinkenden Besucherzahlen sind dann auch Auslöser für erste Überlegungen, ob die Eintrittsgelder nicht demnächst angehoben werden müssten, um den Einnahmenverlust in Bälde wieder auszugleichen. Laut Pešek ist dies noch kein akutes Problem, da man nach wie vor die staatliche Zusicherung habe, dass Corona-bedingte Verluste kompensiert würden. Doch auf längere Sicht müsse der Abwärtstrend gestoppt werden, bedeutet der NPÚ-Vizechef. Dem stimmt in gewisser Weise auch Petr Pavelec aus Budweis zu:

Burg Trosky | Foto: Jaroslava Mannová,  Tschechischer Rundfunk

„Es ist nicht auszuschließen, dass im Spätsommer und im Herbst die Besucherzahlen etwas ansteigen. Erst danach werden wir einschätzen, ob die finanziellen Einbußen im Saisonbetrieb so hoch sind, dass wir handeln müssen.“

Autoren: Lothar Martin , Martina Klímová , Petr Kubát
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