Tschechische Landwirte unter europäischem Konkurrenzdruck

Photo: European Commission

Wie ist es um die Produkte der tschechischen Landwirtschaft und ihrer Konkurrenz aus dem Ausland am hiesigen Binnenmarkt bestellt? Diese Frage stand am Dienstag im Mittelpunkt einer Pressekonferenz in Prag. Mehr erfahren Sie von Jitka Mladkova:

Schon seit mehreren Jahren hatten es tschechische Landwirte nicht gerade leicht im Rahmen der internationalen Konkurrenz, waren aber doch durch bestimmte Regelungen einigermaßen geschützt. Einen richtigen Konkurrenzschub bekommen sie erst seit einem knappen Jahr zu spüren, nämlich seit dem EU-Betritt Tschechiens. Der Nahrungsmittelanteil ausländischer Provenienz werde immer größer, stellte auf der Pressekonferenz der Vorsitzende des tschechischen Landwirtschaftsverbandes Miroslav Jirovsky fest. Viele Landwirte - so Jirovsky in diesem Zusammenhang - beschwerten sich, dass Agrarimporte, z.B. im Obst- und Gemüsebereich, eine Schwächung bzw. sogar Liquidierung der einheimischen Landwirtschaft zur Folge hätten. Er sprach von einer Kettenreaktion: Die nachlassende landwirtschaftliche Produktion verstärke die Auswanderung der Landbevölkerung in die Stadt, was wiederum zum geringeren Rohstoffangebot für einheimische Produzenten führt. Vor dem Gebäude im 5. Prager Stadtteil Smichov, wo die Pressekonferenz stattfand, verlief parallel dazu eine Begleitaktion, bei der die Konsumenten zur Unterstützung tschechischer Nahrungsmittel aufgerufen wurden. Welche Gebiete der landwirtschaftlichen Produktion hierzulande durch die ausländische Konkurrenz besonders zu leiden haben, sagt uns Jan Veleba, Präsident der tschechischen Agrarkammer:

Jan Veleba  (Foto: CTK)
"Absolut bedroht sind tschechische Obstproduzenten, und auch die Gemüseproduktion ist in den zurückliegenden Jahren gesunken, so dass sie sich heute auf etwa 30 Prozent ihres früheren Niveaus befindet. Sollte sich aber die Situation des Vorjahres wiederholen, dann wird es auch die Kartoffelproduzenten treffen. Die verkaufen gegenwärtig ihre Kartoffeln um 60 Prozent billiger als vor dem EU-Beitritt."

Doch nicht alles, was das erste Jahr der tschechischen EU-Mitgliedschaft mit sich brachte, war negativ. Über ihre positiven Seiten sprach mit Radio Prag ein Landwirt von der landwirtschaftlichen Genossenschaft im mährischen Senice, die gerade Obst und Gemüse produziert und mittels einer Handelsorganisation auch exportiert:

Foto: Europäische Kommission
"Es sind vor allem die Möglichkeiten für neue Investitionen, die für die Qualitätserhöhung unserer Produktion sehr wichtig sind. Unsere Genossenschaft konnte z.B. vor dem EU-Beitritt im Rahmen des so genannten Sapard-Programms der EU Lagerräume für Obst renovieren. Dank dieser Tatsache garantieren wir beste Qualität unserer Produkte in der Frühjahrs- und Sommerzeit: Obst wie frisch vom Baum gepflückt."

Immerhin, der tschechische Agrarhandel, wie auf der Pressekonferenz mitgeteilt wurde, steckt in den roten Zahlen. Nach vorläufigen Kennziffern des Bilanzjahres 2004 hat sich sein Defizit um 31 Milliarden Kronen, ca. 100 Mio. Euro vergrößert. Die Importe von Agrarprodukten und Nahrungsmitteln sind hingegen um 24 Prozent auf insgesamt 92 Milliarden Kronen gestiegen. Ob da Aufrufe zum Konsum einheimischer Produkte ausreichen werden, ist zu bezweifeln.