Tschechische Nationalbank setzt auf Devisen anstatt auf Gold

Foto: Stuart Miles, FreeDigitalPhotos.net

Die tschechische Nationalbank gehört zu jenen Zentralbanken in der Welt, die den geringsten Anteil an Gold in ihren Devisenreserven haben. Während andere Staaten Edelmetall eher hinzukaufen, ist Tschechien einen anderen Weg gegangen und hat dies in den vergangenen Jahren fast komplett veräußert. Einige Wirtschaftsanalysten halten dies aber für einen logischen Weg der Nationalbank in Prag.

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Die USA halten beispielsweise über 70 Prozent ihrer Devisenreserven in Gold, die deutsche Bundesbank oder die Partnerinstitutionen in Italien und Frankreich kommen immerhin auf 60 Prozent. Die tschechische Nationalbank hat mittlerweile hingegen einen geringen Anteil von 0,4 Prozent erreicht. Konkret sind es derzeit zehn Tonnen und 600 Kilogramm. „Die Nationalbank hat 1997 und 1998 einen Teil ihrer Goldreserven verkauft, um den eigenen Bedürfnissen an Liquidität, Sicherheit und Ertrag des Goldes zu entsprechen“, sagte die Sprecherin der Institution, Kateřina Bartůšková. Im Jahr 1997 habe die tschechische Krone eine Krisenzeit durchlebt, und deswegen Deviseninterventionen „eine notwendige Realität“ geworden, so Bartůšková weiter.

Pavel Kohout  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Der Chefökonom Pavel Kohout des Finanzberaters Partners sieht hinter dieser Entscheidung unter anderem einen Modetrend. Allerdings würde Kohout eher eine Strategieänderung empfehlen. Weil Staatsanleihen mittlerweile sehr teuer seien, empfehle er eher mehr Goldreserven.

Zwei weitere Wirtschaftsanalysten loben hingegen die Strategie der Zentralbank. „Gold ist eine relativ teure Reserve und wirft nichts ab, abgesehen von Spekulationsgewinnen. Langfristig halte ich ab dem Moment, wenn die Leitzinsen wieder steigen, Reserven in sicheren Fremdwährungen wie dem Euro, Dollar und Schweizer Franken für effektiver als in Gold“, so Jan Bureš von der tschechischen Postsparkasse ERA. Und Tomáš Mlýnek von Linx Broker ergänzt: „Die tschechische Nationalbank tut gut daran, ihre Goldreserven zu verkaufen, weil Gold derzeit nicht im Kurs ist. Und für ihre Politik der Deviseninterventionen, um die Krone zu stützen, ist dieser Schritt unausweichlich.“

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Die Devisenreserven der Tschechischen Nationalbank bestehen vorwiegend aus Euro, amerikanischem, kanadischem und australischem Dollar sowie schwedischer Krone, japanischem Yen und britischem Pfund. Insgesamt beliefen sich alle Reserven im vergangenen Jahr auf umgerechnet 1,25 Billionen Kronen (45 Milliarden Euro).

Autor: Till Janzer
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