Tschechische Reaktionen auf den Malloth-Prozess

Theresienstadt

Im Münchener Prozess gegen den ehemaligen Aufseher im KZ Theresienstadt/Terezin, Anton Mallot, hat am Dienstag der erste tschechische Zeuge ausgesagt. Über seine Sicht des Prozesses und weitere tschechische Reaktionen berichtet Silja Schultheis.

Theresienstadt
Für den Leiter des heute als Gedenkstätte genutzten ehemaligen Gestapo-Gefängnisses Theresienstadt, Jan Munk, der sich sehr für das Zustandekommen des Prozesses eingesetzt hatte, hat das Gerichtsverfahren gegen Anton Malloth in erster Linie symbolische Bedeutung:

"Vor allem muss man die Tatsache positiv bewerten, dass dieser Prozess überhaupt eröffnet wurde. Denn ich muss sagen, für mich persönlich und sicherlich für die ganze jüdische Gemeinde und den ganzen Kreis der ehemaligen Häftlinge war es in gewisser Weise eine Enttäuschung, dass er nicht früher begonnen hat. Ich halte es nicht für glaubwürdig, dass es vorher nicht gelang, Anton Malloth - von dem man natürlich hätte wissen müssen, wo er sich versteckt hält - zu finden. Ich glaube, das früher der Wille fehlte, diesen Menschen vor Gericht zu stellen."

Während Munk vor dem Münchner Schwurgericht als Zeuge aussagte, berichteten am Dienstag die maßgeblichen tschechischen Tageszeitungen auf ihren Titelseiten über das Gerichtsverfahren. Was das Interesse der tschechischen Öffentlichkeit an dem Prozess anbelangt, so äußerte sich Munk hingegen eher zurückhaltend. Ihm scheine, so der Gedenkstätten-Leiter im Gespräch mit Radio Prag, dass das Gerichtsverfahren in Deutschland weitaus größere Aufmerksamkeit errege als in Tschechien, wo sich in erster Linie ehemalige Häftlinge oder deren Familien davon betroffen fühlten.

Der Kommentar zu dem Verfahren gegen Malloth in der Mittwochs-Ausgabe der Tageszeitung "Lidove noviny" trägt die Überschrift "Auch wir haben unsere Malloths" und spielt auf bislang nicht verfolgte kommunistische Verbrechen in Tschechien an.

Munk vertrat hierzu gegenüber Radio Prag folgende Ansicht:

"Natürlich bin ich dafür, dass diejenigen, die in den 50er Jahren die Menschenrechte mit den Füßen getreten haben, verurteilt werden, aber mit einem direktem Vergleich bin ich nicht einverstanden. Das sind zwei verschiedene Kategorien von Dingen. Zweifellos könnten dort Persönlichkeiten vom Typ Malloth auftreten, aber der Hintergrund war ein vollkommen anderer. Das ist meine Meinung"

Entscheidend zum jetzigen Zeitpunkt ist für Munk nicht die Frage, auf welche Art und Weise Malloth letztlich bestraft wird. Entscheidend sei für ihn vielmehr die symbolische Bedeutung, dass ein Mensch wie Malloth bis zu seinem letzten Atemzug damit rechnen muss, dass er angeklagt und verurteilt wird. Was die Frage nach der Unbefangenheit von Richter Hanreich anbelangt, so urteilte Munk hier vorsichtig, da er auf Aussagen von anderen angewiesen sei. Ihm scheine hingegen, dass die von Hanreich angeführte Tatsache, dass sein Vater gegen Kriegsende an die Ostfront geschickt wurde, eher dafür spräche, dass er dem Naziregime unbequem gewesen sei - ein Umstand, der dem Sohn Hanreichs und Richter im Malloth-Prozess eher zugute käme. Munk sehe daher bislang keinen Anlass daran zu zweifeln, dass Hanreich ein gerechtes Urteil sprechen werde.