Tschechische Schicksalsjahre und ein Tag mit Haydn

Das Musikfestival Smetanas Litomyšl beginnt erst Mitte Juni. Doch die Karten werden schon jetzt verkauft, das Interesse ist sehr groß.

Die ostböhmische Unesco-Stadt Litomyšl / Leitomischl ist Geburtsort des tschechischen Komponisten Bedřich Smetana. Seinen Namen trägt auch ein Festival dort, das in diesem Jahr bereits zum 60. Mal veranstaltet wird.

Insgesamt 32 Veranstaltungen stehen auf dem Programm der Musikfestspiele in Litomyšl, neben acht Opern und klassischer Musik werden auch weitere Musikgenres dargeboten. Vojtěch Stříteský ist künstlerischer Leiter von Smetanas Litomyšl:

„Das Hauptmotto ist diesmal das 60. Jubiläum des Festivals. Auf dem Programm steht darum eine repräsentative Auswahl von Werken insbesondere tschechischer Komponisten. Aber nicht nur das: Wir werden auch an die Gründung der Tschechoslowakei vor 100 Jahren und an den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 erinnern.“

Eines der Festivalkonzerte heißt daher „Schicksalhafte Jahre 1918 und 1968“. Dabei erklingt unter anderem die Komposition „Musik für Prag 1968“ vom US-amerikanischen Komponisten tschechischer Herkunft Karel Husa. Zu den acht Opern bei den Festspielen gehören sowohl tschechische Klassiker wie Smetanas „Libuše“ oder Janáčeks „Jenufa“, als auch beliebte Werke des Weltrepertoires wie Charles Gounods „Faust“ oder Verdis „Maskenball“. Zudem wurde eine zeitgenössische Komposition von Jaroslav Dušek, Ondřej Smeykal und Mario Buzzi aufgenommen – mit dem Titel „L2: Das Tor des Lebens!“.

Vojtěch Stříteský  (Foto: Petr Veber,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Das Stück „Český poutník“ (Der böhmische Pilger) entstand wiederum speziell für das Festival. Vojtěch Stříteský:

„Es ist eine Kantate auf die Texte tschechischer Dichter. Vier tschechische Gegenwartskomponisten haben das Werk geschrieben: Jan Kučera, Jan Ryant Dřízal, Jiří Gemrot und Sylvie Bodorová. Auf diese Idee sind wir vor etwa fünf Jahren gekommen. Ich selbst habe das Libretto geschrieben. Der inzwischen verstorbene Jiří Bělohlávek hat das Werk als Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie zur Aufführung empfohlen. Und der Pilger in diesem Werk ist Bassbariton Adam Plachetka, der einen Residenzvertrag mit dem Festival hat. Ich freue mich sehr auf das Konzert, das auch mit den Dichtertexten eine Art Huldigung an unser Land ist.“

Joseph Haydn
Bestandteil der Festspiele ist ein „Haydnfest“. Am 6. Juli können die Besucher einen Tag mit Joseph Haydn verbringen.

„Haydn hat Symphonien mit den Titeln ,Der Morgen‘, ,Der Mittag‘ und ,Der Abend‘ geschrieben. Der tschechische Hornist Radek Baborák hat noch die Symphonie ,Die Uhr‘ hinzugefügt und spielt nun auch bei uns. Die Konzerte finden wirklich am Morgen, um 13.30 Uhr und am Abend statt, wobei zuletzt auch ‚Die Uhr‘ erklingt. Das Projekt ist einzigartig, und ich bin für diese Idee sehr dankbar.“

Der Vorverkauf für das Festival läuft bereits. Einige der Konzerte sind zwar bereits ausverkauft, für andere gibt es aber durchaus noch Karten. Das Festival findet von 15. Juni bis 7. Juli statt.