Tschechische Sportler erhalten geistlichen Beistand in London

Tscheschische Sportler vor Abflug nach London (Foto: ČTK)

Die tschechischen Olympiateilnehmer werden bei den Spielen in London nicht nur von ihren Fans zu Hause unterstützt. Sie erhalten vielmehr auch Zuspruch von höchster Stelle. Denn erstmals werden die Olympioniken des Landes von einem Geistlichen begleitet. Mit ihnen nach London reist auch der römisch-katholische Pfarrer Zbigniew Czendlik.

Zbigniew Czendlik  (Foto: TV Noe)
Zbigniew Jan Czendlik ist ein Geistlicher polnischer Nationalität, der 1992 nach Tschechien entsandt wurde. Seit 2008 ist er Dekan im ostböhmischen Lanškroun. Medial bekannt geworden ist er jedoch durch seine freundschaftlichen Beziehungen zu einer Reihe von Persönlichkeiten aus Politik und Showbusiness. Das hat ihm sicher geholfen, die Tür nach London zu öffnen:

„Ich muss sagen, dass das Angebot des Kardinals, die Sportler nach London zu begleiten, wirklich großzügig ist. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen“,

sagte Czendlik dem Tschechischen Rundfunk. Initiator seiner Nominierung als geistliche Begleitung der Sportler in London war jedoch nicht Kardinal Dominik Duka, sondern das Tschechische Olympische Komitee. Dessen Vorsitzendem Milan Jirásek war nicht entgangen, dass Czendlik auch eine sportliche Ader hat:

Tscheschische Sportler vor Abflug nach London  (Foto: ČTK)
„Ich liebe den Sport und bin nach wie vor sportlich aktiv. Es geht aber nicht nur darum, Körper und Muskeln zu stählen, Schnelligkeit und Kraft zu trainieren, sondern ebenso sportliche Intelligenz und Sportgeist zu entwickeln. Ich denke, dass meine Rolle darin bestehen wird, die Athleten gerade im Bereich des Sportgeists zu unterstützen und zu motivieren.“

Erfolgreiche Sportler erwähnen in letzter Zeit immer häufiger, dass an ihrer Leistungsstärke auch Psychologen einen großen Anteil haben. Pfarrer Czendlik sieht daher sein Mitwirken im tschechischen Olympiateam auch als eine Art Ergänzung zur bisherigen Seelsorge der Sportler:

„Der Sport hat mich eine Sache gelehrt: Es ist nötig, alles für den Sieg zu tun, aber man muss auch verlieren können. In meiner Arbeit als Pfarrer habe ich schon viele Leute getraut, getauft oder ihnen das letzte Geleit gegeben. Mit etwas Übertreibung erlaube ich mir zu sagen, dass ich in London Sportlern helfen werde, ihre Enttäuschung nach Misserfolgen tief zu versenken. Aber schöner ist es, sie positiv zu motivieren.“



Petr Svoboda und Jiřina Ptáčníková  (Foto: Archiv des Tschechischen Leichtathletikverbands)
Pfarrer Czendlik macht auch kein Geheimnis daraus, dass er zu einigen der Sportler, die in London am Start sind, bereits guten Kontakt pflegt:

„Im September werde ich zum Beispiel Stabhochspringerin Jiřina Ptáčníková und Hürdensprinter Petr Svoboda vor dem Altar trauen. Ich kenne auch die Sportschützin Lenka Marušková und Zehnkämpfer Roman Šebrle sehr gut. Persönlich bin ich der Meinung, dass der Glaube in jedem Menschen steckt.“

In London aber will Pfarrer Zbigniew Czendlik für alle der 133 tschechischen Olympioniken da sein und ihnen mit seiner Arbeit möglichst wirkungsvoll den Rücken stärken.

Autor: Lothar Martin
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