Gold-Rekord und Gummistiefel - Tschechien bilanziert Olympia

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Sie sind zu Ende, die Olympischen Spiele in London. Und die Medien sind voller Lob für die britischen Gastgeber. Im tschechischen Team herrscht ebenfalls völlige Zufriedenheit, sowohl wegen des sportlichen, als auch wegen des außersportlichen Auftretens.

Die Olympischen Spiele in London sind beendet  (Foto: ČTK)
Der Mountainbiker Jaroslav Kulhavý war der letzte der tschechischen Goldmedaillengewinner: vier Mal Gold, das hat es bisher in der tschechischen Olympia-Geschichte noch nie gegeben. Insgesamt bringt das Team zehn Medaillen nach Hause, diese Zahl wiederum ist das zweitbeste Ergebnis seit der Staatsgründung 1993. Tschechien hat in der Medaillenwertung selbst Nationen wie Spanien, Polen oder Brasilien hinter sich gelassen:

„Wir sind mit der Vorstellung hergefahren, dass eine Wiederholung des Ergebnisses von Peking ein Erfolg wäre. Jetzt haben wir zehn anstatt sechs Medaillen. Auch die größten Optimisten unter uns haben ein solch gutes Ergebnis nicht erwartet. Ich denke, die Atmosphäre in der Stadt, im tschechischen Olympiateam und im tschechischen Haus haben zusammengespielt, deswegen das gute Ergebnis“, bilanziert Jiří Kejval, stellvertretender Vorsitzender des tschechischen Olympischen Komitees.

Petr Fiala  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Zum Ergebnis verhalfen die traditionellen „tschechischen“ Erfolgsgaranten wie die Leichtathleten, Ruderer, Kanuten und Schützen. Aber nicht nur sie, hinzukamen nach längerer Zeit auch mal wieder die Tennisspielerinnen, ein Fünfkämpfer sowie erstmals ein Radfahrer.

Die Latte liegt nun aber hoch für nachfolgende Sportlergenerationen. Und sie werden es nicht einfach haben, weil ihre Verbände erst einmal um eine ausreichende Finanzierung kämpfen müssen. Bildungsminister Petr Fiala:

„Zum Aufgabenbereich des Bildungsministeriums gehört auch die finanzielle Unterstützung des Sports. Wir geben jährlich fast drei Milliarden Kronen (120 Millionen Euro, Anm.d.Red.) dafür aus. Allerdings ist derzeit die Lage schwierig, nachdem die von den Sportverbänden getragene Lottogesellschaft Sazka in Konkurs gegangen ist und das Lotteriegesetz geändert wurde. Wir verhandeln aber intensiv über die Lösung der Probleme.“

Gummistiefel tschechischer Sportler  (Foto: ČTK)
Während die Sportler also trotz des hervorragenden Ergebnisses aus London mit Unsicherheit in die Zukunft schauen, hat Tschechien als Land gute Reklame für sich gemacht. Beim Defilee der Nationen zur Eröffnung der Spiele zog die tschechische Delegation mit Regenschirm und Gummistiefeln ins Stadion. Das sorgte für Aufsehen und brachte die Reporter aus einigen Ländern zum Schmunzeln. Gerade die Gummistiefel wurden zu einem Hit, wie Kejval vom Nationalen Olympischen Komitee bestätigt:

„Am zweiten Tag nach der Eröffnung bekam ich einen Anruf von Sky News. Sie sagten, sie hätten uns als interessanteste Delegation bewertet. Ich sollte meine Gummistiefel und die Olympia-Kollektion mitbringen. Als das Gespräch im Fernsehstudio dann vorüber war, haben sie mich sogar überredet, ihnen meine Gummistiefel zu überlassen. Jetzt habe ich keine mehr.“

Tschechisches Haus
Von der englischen Zeitung „The Guardian“ wurden die Tschechen für ihre Modeidee mit einer virtuellen Goldmedaille bedacht. Aber nicht nur das, auch das Tschechische Haus avancierte zu einem beliebten Ort. Der einfache Grund: Während andere Länder ihre Häuser nur für die Prominenz öffneten, durfte das tschechische Haus auch der normale Olympia-Tourist betreten.

Autor: Till Janzer
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