Olympia: Gratulation zu Sportleistungen, Kritik an Gummistiefeln

Foto: Tschechische Olympische Komitee

Zwei Wochen sind wieder schnell vergangen und das heißt, wir senden eine neue Ausgabe des Hörerforums. Ihre Kommentare zu den Olympischen Spielen in London, aber auch zu einigen weiteren Themen aus Geschichte und Gegenwart werden heute zitiert.

František Kupka  (1871-1957)  | Foto: ČTK
Willkommen zu Ihrer Sendung von Radio Prag, willkommen zum Hörerforum. Gleich zu Beginn geht unser herzlicher Dank an alle Hörerinnen und Hörer, die in den letzten Wochen an Radio Prag geschrieben und somit Stoff für die heutige Sendung geliefert haben. Für einen Empfangsbericht danken wir u. a. Andreas Fessler aus Dresden, Uwe Haferkorn aus Tharandt und Thomas Jeske aus Gelsenkirchen.

In unserer QSL-Galerie stellen wir Ihnen stets die Künstler im Porträt vor, die in diesem Jahr auf den QSL-Karten von Radio Prag abgebildet sind. Diesmal wäre eigentlich der weltweit anerkannte tschechische Künstler und Begründer der abstrakten Malerei František Kupka an der Reihe. Da wir Kupka aber im Juli in unserem Kultursalon eingehend vorgestellt haben, wollen wir hiermit auf diese Sendung hinweisen und die ersparte Zeit nutzen, um ausführlicher aus Ihren Briefen zu zitieren.

In diesen spielte aber auch František Kupka eine indirekte Rolle. Eines seiner abstrakten Bilder inspirierte nämlich die Designer des Outfits des tschechischen Olympiateams. Einige Teile der Olympia-Kleidung wie T-Shirts, Windjacken, Leggings, Gummistiefel, aber auch Regenschirme zierte das Linienmotiv von Kupkas Bild „Fuge in zwei Farben“. Mit ihrem Look haben die tschechischen Sportlerinnen und Sportler gleich bei der Eröffnungsfeier die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als sie in Gummistiefeln und mit Regenschirmen ins Olympiastadion einliefen. Als witzige Pointe auf das typisch britische Wetter fand ihr Outfit Lob, aus modischer Sicht aber hat es eher Kritik geerntet. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Das bestätigen auch die Zeilen von unserem Hörer Gerhard Schreier aus Wiesloch:

Foto: Tschechische Olympische Komitee
„Wegen Kupka trug die tschechische Delegation in London Gummistiefel zum Outfit. Keine gute Idee!!!“

Aus aktuellem Anlass sei natürlich auch das Programm von Radio Prag in den zurückliegenden Tagen hauptsächlich auf die Olympischen Sommerspiele in London fixiert gewesen, schreibt Fritz Andorf aus Meckenheim. Dazu bemerkt er:

„Übrigens scheint mir die Teilnehmerzahl von 133 Sportlern für ein relativ kleines Land doch sehr hoch zu sein. Aber dabei sind wohl etliche Teilnehmer der Mannschaftswettbewerbe. Hochinteressant fand ich das Interview mit der betagten Frau von Emil Zátopek, die mir als bekannteste Speerwerferin nicht so geläufig war wie ihr Mann. Des Weiteren den Bericht über die Probleme beim ersten Fackellauf 1936 beim Durchqueren der Tschechoslowakei, sowie den Rückblick auf die Teilnahme der ersten tschechischen Sportler im Jahre 1900, sogar als eigene Nation ´Böhmen´. Haben eigentlich damals sowie 1908 und 1912 auch deutschsprachige Bewohner Böhmens teilgenommen?“

Um diese Frage beantworten zu können, haben wir uns die Liste der beteiligten Sportler und ihre Namen angeschaut. František Janda-Suk, Karel Nedvěd, Josef Bechyně, Vlastimil Lada-Sázavský, Zdeněk Městecký, Bohumil Rameš und so weiter und so fort. Wie Sie selbst beurteilen können, klingen diese Namen sehr tschechisch. Man kann daher annehmen, dass überwiegend Tschechen im Team vertreten waren. Auch bei dem Fechter und Medaillenträger von 1900 und 1908 Vilém Goppold von Lobsdorf, hinter dem man einen Deutschen vermuten könnte, handelte es sich um einen Mann, der sich zur tschechischen Nation bekannte. Als sein Sohn während des Zweiten Weltkriegs die deutsche Nationalität bei den Behörden angegeben hat, hat er damit für reichlich Zwist mit seinem Vater gesorgt.

Foto: ČTK
Auch Paul Gager aus Deutschkreutz widmet den Olympischen Spielen, aber nicht nur diesem Sportereignis ein paar Zeilen:

„Ahoj und Gratulation zu den erfolgreichen Sportlern aus Tschechien und auch an Sparta Prag, dessen Fußballteam ich am Donnerstag Live im ORF Fernsehen beim Spiel der Europa League gegen Admira bewundern konnte.“

Mit einem ausführlichen Brief hat Achim Kissel aus Duisburg uns bedacht. Er schreibt:

„In den vergangenen Wochen habe ich Ihre Sendungen wieder regelmäßig gehört. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich mich durch Radio Prag aus erster Hand über unser Nachbarland informieren kann. Mit Interesse hörte ich den Beitrag über den jungen Mann, der als ASF-Freiwilliger in Südböhmen tätig ist. Dieses Engagement ist sinnvoll nicht nur wegen des Aspekts der Versöhnung und Völkerverständigung. Es ist auch ein Beispiel für die Solidarität der Jugend mit den alten Menschen. Heute ist dies beileibe keine Selbstverständlichkeit. Immer mehr alte Menschen werden pflegebedürftig, haben aber keine Angehörigen, die die Verantwortung übernehmen können. In den Alten- und Pflegeheimen herrscht großer Personalnotstand, und auch die Mittel aus der bei uns eingeführten Pflegeversicherung reichen nicht aus. Ich hatte das Glück, meine Mutter bis ganz zuletzt versorgen und betreuen zu können. Für mich sieht es, da ich keine Kinder habe, im Alter nicht so gut aus…“

Verbrennung des Kirchenreformators Jan Hus
Aber nicht nur für aktuelle Berichte, sondern auch für Geschichtsthemen im Programm von Radio Prag interessiert sich Achim Kissel:

„Interessant für mich war auch Ihr Beitrag über die Geschichte der ´Böhmischen Brüder´. Diese Glaubensgemeinschaft hat auch im deutschen Protestantismus bleibende Spuren hinterlassen. So gehen etliche Lieder in unserem Gesangbuch auf die Böhmischen Brüder zurück. Überhaupt hat die Reformation in Deutschland wichtige Impulse von Jan Hus und der mit ihm verbundenen Bewegung erhalten. Bei meinem letzten Besuch in Prag war mir der Besuch am Denkmal von Jan Hus besonders wichtig. Sehr gut gemacht finde ich Ihre Rubrik ´Kapitel aus der tschechischen Geschichte´. Meist wird mir beim Anhören deutlich, dass die Geschichte unserer Völker unlösbar miteinander verbunden ist. Immer wieder wechselten sich Zeiten guter Nachbarschaft mit Zeiten der Spannungen und Feindschaft ab. Die schlimmste Zeit war die der Besetzung durch das faschistische Regime. Dabei hatte die Tschechoslowakei vielen verfolgten deutschen Antifaschisten Exil geboten. Vielleicht war gerade dies den Nazis ein Dorn im Auge.“

Soweit der Kommentar von Achim Kissel zur gemeinsamen deutsch-tschechischen Geschichte. Wieder in die Gegenwart kehren wir mit Ralf Urbanczyk aus Eisleben zurück:

Eliška Wagnerová
„Mit der ehemaligen tschechischen Verfassungsrichterin Frau Wagnerová hatten Sie einen sehr interessanten und vor allem kompetenten Interviewpartner am Mikrofon. Sie konnte die reichlich komplizierten Auslegungen der Immunitätsregelung für Abgeordnete in Tschechien richtig gut erklären. Diese weitreichenden Immunitätsregelungen für Abgeordnete, wie sie gegenwärtig in Tschechien anzutreffen sind, halte ich ebenfalls für ziemlich ungesund für eine funktionierende Demokratie. Frau Wagnerová hat meiner Ansicht nach die bestehenden Probleme zur Abgeordnetenimmunität ganz deutlich herausgestellt.“

Und das war es für heute, liebe Hörerinnen und Hörer. Schreiben Sie uns weiter, wir freuen uns auf Ihre Zuschriften, Kommentare, Fragen und Anmerkungen! Unsere Adresse ist: Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik. Oder als E-Mail an: [email protected]. Auf Wiederhören in zwei Wochen!