Tschechische und deutsche Ökologen gegen Elbe-Staustufen in Nordböhmen

Elbe

Am nordböhmischen Oberlauf der Elbe ist seit längerem der Bau von zwei Staustufen zur erweiterten Nutzung der Binnenschifffahrt geplant. Im Gebiet zwischen Lovosice und der Grenze zu Sachsen soll der Fluss dabei auf eine Wassertiefe von 1,60 Meter ausgebaggert werden. Umweltschützer und Tourismusvertreter halten dem entgegen, dass die Natur zwischen Böhmischem Mittelgebirge und Elbsandsteingebirge mit einem solchen Eingriff einen unwiederbringlichen Schaden nehmen könnte. Lothar Martin ist der Sache nachgegangen.

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Am Montag haben die tschechischen Umweltschützer ihrer ablehnenden Position zu dem Staustufen-Projekt noch einmal Nachdruck verliehen und der Prager Regierung eine entsprechende Petition übergeben. Vlastimil Karlik von der Organisation ARNIKA machte Radio Prag mit dem Inhalt der Petition vertraut:

"In dieser Petition wird darauf verwiesen, dass wir beträchtliche Zweifel an der Rentabilität dieser Investition hegen ebenso wie über den verkehrstechnischen Sinn des Projekts, wenn man gleich hinter der Grenze zu Deutschland auf eine Elbe stößt, die nicht in demselben Maße ausgebaut ist. Des Weiteren wären von diesem Projekt gerade zwei Naturgebiete von unschätzbarem Wert betroffen, die den Schutz der europäischen Legislative genießen und mit größter Wahrscheinlichkeit auch in das Schutzprogramm ´Natura 2000´ aufgenommen werden."

Eine ähnliche Meinung vertritt auch Alfred Olfert von der Naturschutzorganisation European Rivers Network, der im Gespräch mit Radio Prag auch seine Zweifel gegenüber den Argumenten der Verkehrslobby äußerte:

"Das mit den Argumenten der Arbeitsplätze können wir einfach nicht nachvollziehen. Wir haben sehr große Zweifel daran. Es gibt eine ganze Reihe von sehr bitteren Beispielen in Europa, zwei davon sind der Rhein-Main-Donau-Kanal und der Ausbau der Saar. Dort hat sich all das nicht bewahrheitet. Im Gegenteil! Tatsache ist, dass man einen Fluss natürlich für sehr viel Geld ausbauen kann, der wird sich aber heutzutage nicht mehr mit der Bahn oder mit der Straße messen können. Die Bahn wird die Preise weiterhin senken, das Schiff aber bleibt unrentabel, schlichtweg weil die Güter, die früher auch zu einer Güte der Wasserstraßen einschließlich der Elbe geführt haben, heutzutage fehlen. Es ist daher für uns vollkommen unnachvollziehbar, wie etwa für eine 40 Kilometer lange Flussstrecke eine halbe Milliarde Euro investiert werden sollen, obwohl dieses Projekt noch keinerlei Wirtschaftlichkeitsprüfung standgehalten hat. Der oberste Rechnungshof der Tschechischen Republik hat ja dazu sehr klare Worte gesprochen. Daher protestieren wir auch deswegen gegen dieses Projekt, weil es zu enormen Umweltschäden, angefangen von einem gravierenden Artenschwund in dem betroffenen Gebiet bis hin zur Senkung des touristischen Potenzials führt. Und Letzteres ist mit Sicherheit ein größerer wirtschaftlicher Faktor für die Region als die Binnenschifffahrt, so dass es für uns vollkommen unvertretbar ist, wenn aufgrund von fehlerhaften bzw. gar nicht vorhandenen wirtschaftlichen Berechnungen ein solches Projekt durchgeführt werden sollte."