Tschechische Wintersportzentren hoffen auf eine halbwegs normale Saison

Mit den ersten Bodenfrösten im Oktober hat sich der kommende Winter bereits angekündigt. Die Betreiber der tschechischen Wintersportzentren bereiten sich aber schon etwas länger auf die neue Skisaison vor, wenn auch mit vielen Fragezeichen.

Martin Jandura | Foto:  Tschechisches Fernsehen

Der vergangene Winter war für die Betreiber der Skipisten und Außenlifte in den Gebirgen ein einziger Reinfall: Wegen der Corona-Pandemie und den entsprechenden Beschränkungen mussten sie ihre Arbeit schon vor Weihnachten einstellen. Dabei hatten sie ihre Anlagen erst wenige Tage zuvor geöffnet. Die Regierungsmaßnahmen machten den Betrieb in den Wintersportorten jedoch unmöglich. Für diesen Winter hofft man nun auf eine halbwegs normale Saison. Während in Österreich die Rahmenbedingungen für den Skisportbetrieb aber bereits gesteckt wurden, herrscht bei den Betreibern in Tschechien noch große Unsicherheit. Auch Martin Jandura vom Infozentrum Špindlerův Mlýn / Spindlermühle ist ratlos:

„Alle warten auf Klarheit, die Hoteliers ebenso wie die Unternehmer. Das Schlimmste aber ist, dass auch unsere Kunden abwarten. Sie würden gern zum Skifahren ins Gebirge kommen, doch sie zögern noch bei den Hotelbuchungen.“

Libor Knot | Foto: ČT24

Eine große Unbekannte für die Unternehmer in den tschechischen Mittelgebirgen sind vor allem die Maßnahmen, die sie zur Bewältigung der jeweiligen epidemischen Lage einzuhalten haben. Libor Knot ist der Vorsitzende des Verbandes der Bergzentren in Tschechien:

„Wir sind natürlich vorbereitet, um mit den Ministerien für Wirtschaft und Gesundheit darüber zu verhandeln, wie wir die Auflagen optimal abstimmen können. Aber sie müssen für die Skigebiete zum einen erfüllbar sein, zum anderen müssen sie dazu beitragen, unsere Kunden so gut es geht zu schützen.“

Illustrationsfoto:  ČT24

Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) plant jedoch derzeit nicht mit einem langen Maßnahmenkatalog. In seinen Augen genügt es vorerst, wenn einfache Regeln als Infektionsschutz eingehalten würden:

„Abstand einhalten, Desinfektionsmittel und Schutz der Atemwege in geschlossenen Räumen durch das Tragen von Masken – das ist die Grundlage. Dann lässt sich meiner Meinung nach der Skisportbetrieb reibungslos durchführen, ohne dass man Kapazitätseinschränkungen vornehmen muss.“

Foto: David Taneček,  ČTK

Die Betreiber der Wintersportzentren haben vor der Saison aber auch noch mit weiteren Problemen zu kämpfen. Zum Beispiel mit dem Mangel an Arbeitskräften. Denn wegen der monatelangen Schließung ihrer Anlagen sind ihnen viele frühere Mitarbeiter von der Stange gegangen.

„Wir suchen derzeit mehr oder weniger Arbeitskräfte für alle Positionen. Dabei haben wir unser Stammpersonal halten können, und zwar in der gleichen Stärke wie vor der Pandemie“, bemerkt Luboš Švrček vom Ski-Areal Kopřivná im Altvatergebirge. Damit zählt sein Unternehmen zu denjenigen, die die Verlustsaison 2020/21 noch relativ glimpflich überstanden haben.

Josef Figura | Foto:  ČT24

Das dem so ist, dazu hat gewiss auch die Zuwendung der Regierung in Höhe von rund einer Milliarde Kronen (38 Millionen Euro) beigetragen. Damit sollten die Skizentren ihre Einnahmeverluste ausgleichen können. Diese Rechnung sei jedoch nicht aufgegangen, betont Josef Figura, der Chef des Ski-Areals Figura im Altvatergebirge:

„Diese Zahlung hat als Kompensation überhaupt nicht ausgereicht. Ich konnte das Defizit nur dadurch auffangen, dass ich den Betrieb meiner Anlagen über mehrere Zeiträume verteilt habe. Unter anderem haben wir unsere Sessellifte verstärkt auch in der Sommersaison laufen lassen.“

Illustrationsfoto:  ČT24

Um weiteren Verlusten vorzubeugen, wollen die Betreiber der Wintersportzentren die Preise für die Skipässe um 15 bis 20 Prozent anheben. Damit sollen auch die gestiegenen Betriebskosten ausgeglichen werden – dies bezieht sich vor allem auf Strom und Heizenergie. Alle Unternehmer in den Mittelgebirgen haben sich also gewissenhaft auf die neue Saison vorbereitet. Ihre größte Hoffnung aber spricht Ondřej Holub aus, der Bürgermeister der kleinen Altvatergemeinde Malá Morávka:

„Eine weitere Saison wie im Vorjahr würden wir alle wohl nur schwer verkraften. Also sprechen wir erst gar nicht davon.“

Autor: Lothar Martin
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