Tschechischer Film nach 17 Jahren wieder bei Berlinale

Regisseur Jiri Menzel (rechts) mit Julia Jentsch (links), Ivan Barnev und seiner Frau (Foto: CTK)

Am Samstag sind die 57. Internationalen Filmfestspiele Berlinale zu Ende gegangen und Tschechien kann ebenfalls Bilanz ziehen. Nach 17 Jahren war nämlich die tschechische Kinematographie erstmals wieder durch einen Wettbewerbsbeitrag vertreten. Zudem sind einige weitere Streifen in mehrere Festivalsektionen vorgestoßen. Zum Hauptpreis reichte es für den tschechischen Film zwar nicht, doch ganz ohne Resonanz ist seine Präsenz in Berlin auch nicht geblieben.

Regisseur Jiri Menzel  (rechts) mit Julia Jentsch  (links),  Ivan Barnev und seiner Frau  (Foto: CTK)
Die Erwartungen, mit denen der tschechische Film ins Rennen gegangen war, waren nicht ganz groß. Aber immerhin: Sie waren da. Schließlich war der Streifen "Ich habe den englischen König bedient" mit hochkarätigen Namen verknüpft. Die gleichnamige literarische Vorlage stammt aus der Werkstatt von Bohumil Hrabal und der Verfilmung nahm sich niemand geringerer als der Regisseur Jiri Menzel an. Und der ist immerhin Oscar-Preisträger von 1968 und Gewinner des Golden Bären von 1990. Bei der Galavorführung am Freitag vergangener Woche, zu der auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kam, gab es sehr viel Applaus und auch einige "Bravo"-Rufe für den Regisseur. Aber auch eine Auszeichnung - Menzel erhielt einen Preis der internationalen Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung (Fipresci). Gleich nach der Projektion seines neuen Werks zeigte sich Menzel etwas hellseherisch: Dieser Preis würde kaum Einfluss auf die Entscheidung der internationalen Festivaljury haben, meinte er in einem Interview mit dem Tschechischen Rundfunk. Zum Fipresci-Preis sagte er knapp:

"Der Preis der Filmkritiker ist gut. Schön daran ist aber, dass er mir von der Kritik verliehen wurde, auch wenn ich den Film für ein normales Publikum gemacht habe."

Jiri Menzel  (Foto: CTK)
"Visuell brillant, mit erzählerischem Witz und wachem politischen Verstand reflektiert die Tragikomödie nach dem Buch von Bohumil Hrabal europäische Historie des zwanzigsten Jahrhunderts", äußerte sich eine der Berlinale-Rezensionen über Menzels Film. Es ist der Aufstieg und Niedergang eines Hilfskellners, der es in der relativ kurzen Zeit der Zwischenkriegs-Tschechoslowakei schafft, abwechselnd mal am richtigen, mal falschen Ort zum richtigen beziehungsweise falschen Zeitpunkt zu sein. Am Ende verliebt er sich in die begeisterte sudentendeutsche Nazianhängerin Lisa, von der er sich auch Hilfe erhofft, um aus seiner prekären Situation herauszukommen.

Für die Darstellung der weiblichen und der männlichen Hauptrolle ernteten nach der Filmvorstellung die deutsche Schauspielerin Julia Jentsch und der Bulgare Ivan Barnev kräftigen Beifall. "Ich habe den englischen König bedient" war der einzige Film, den sich auch der deutsche Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei der diesjährigen Berlinale ansah. Dies gestand er dem Berliner Korrespondenten des Tschechischen Rundfunks. Und außerdem auch das, wie ihm der Film gefallen hat:

"Ganz wunderbar, obwohl ich ein wenig befangen war, weil ich vor vielen Jahren das Buch von Hrabal natürlich auch gelesen habe und es immer noch zu meinen Lieblingsbüchern im eigenen Bücherschrank gehört. Daher war ich etwas skeptisch, ob es gut zu verfilmen ist. Ich finde, es ist hervorragend gelungen."