Tschechischer Kulturminister Pavel Dostal an Krebsleiden verstorben

Pavel Dostal (Foto: CTK)
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Am Sonntag haben sowohl die tschechische politische Szene als auch die hiesige Öffentlichkeit einen schweren Verlust erlitten: Im Alter von 62 Jahren verstarb der amtierende Kulturminister Pavel Dostal in der Brünner Universitätsklinik an einer langwierigen Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse. Als offizielle Todesursache wurde das Versagen seiner Leberfunktion angegeben. Mit Pavel Dostal hat die Tschechische Republik nicht nur ihren dienstältesten Regierungspolitiker, sondern auch einen anerkannten Theaterautor, Regisseur und einen verehrten Zeitgenossen verloren. Hören sie dazu den folgenden Nachruf von Lothar Martin.

Pavel Dostál  (Foto: CTK)
Pavel Dostal wurde am 25. Februar 1943 im mährischen Olomouc/Olmütz geboren. Trotz seines vom Vater "vorprogrammierten" und 1962 vollzogenen Eintritts in die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KPTsch) hat sich Dostal nicht vom kommunistischen Regime der damaligen Zeit vereinnahmen lassen, sondern sich vielmehr zu einem wenig angepassten und deshalb umso kämpferischen Menschen entwickelt, der stets für seine Überzeugungen eintrat und sich daher einer relativ großen Beliebtheit erfreute. So wurde zum Beispiel seine künstlerische Karriere als Bühnenschaffender mehrfach unterbrochen, weil er sich aktiv in das politische Alltagsleben einmischte und dabei in der Zeit des "Prager Frühlings" 1968 die gegen die sowjetischen Okkupanten gerichtete Berichterstattung des Tschechoslowakischen Rundfunks unterstützte. Diese seine Haltung hat dann auch zum endgültigen Bruch mit seinem Vater, einem überzeugten Stalinisten geführt, der den Einmarsch der Sowjettruppen am 21. August 1968 begrüßt hatte. Pavel Dostal trat 1969 aus der KPTsch aus und kehrte erst im Zuge der "Samtenen Revolution" im November 1989 in die Politik zurück. Bis dahin hatte der nunmehr rehabilitierte Dostal wegen seiner kritischen Haltung zum kommunistischen Regime u. a. die Tätigkeit eines Heizers, Kranfahrers und Leichenwäschers ausgeführt. Mit seinem Freund, Ex-Premier Milos Zeman, stieg er im Sommer 1998 als Krönung seiner politischen Karriere in die Arbeit der seitdem von den Sozialdemokraten geführten Regierungen ein. Trotz des inzwischen dreifachen Wechsels des Ministerpräsidenten blieb Dostal immer eine feste Größe, denn bis zu seinem Tode bekleidete er im Kabinett das Amt des Kulturministers. Als sein größter Erfolg in diesem Amt gilt die Durchsetzung eines neuen Autorengesetzes, das im Jahr 2000 verabschiedet wurde.

Pavel Dostal, der auch über eine journalistische Praxis verfügte, setzte sich neben der aktuellen Tagespolitik aber ebenso stark für die Belange der tschechischen Gesellschaft ein. Ein besonders wichtiges Anliegen war es ihm dabei, mit dafür zu sorgen, dass für die in dieser Gesellschaft lebenden Menschen, und hierbei insbesondere für die nachrückende jüngere Generation, niemals die Verbrechen des totalitären Regimes des Kommunismus in Vergessenheit geraten sollten. Deshalb hat sich Dostal auch sehr engagiert für die Errichtung der Mitte Mai unweit der mittelböhmischen Stadt Pribram eröffneten Gedenkstätte des ehemaligen kommunistischen Konzentrationslagers "Vojna" eingesetzt. Bei der Einweihungsfeier sagte der Kulturminister u. a.:

Pavel Dostál im Mai 2004  (Foto: CTK)
"Ich bin mir der Notwendigkeit bewusst geworden, dass man an diese schrecklichen Jahre erinnern muss. Der Notwendigkeit zu zeigen, dass ein Konzentrationslager nicht nur bedeutet, dass es sich um ein deutsches Konzentrationslager handelt. Es war mir damals, als wir auf die Idee eines Museums für die Opfer des Kommunismus kamen, klar, dass es notwendig ist, sich mit der Errichtung der Gedenkstätte zu beeilen - aus einem einfachen Grund: damit es auch diejenigen noch erleben, die hier die schrecklichen Jahre verbrachten."

Pavel Dostal hat die Eröffnung dieser Gedenkstätte noch erlebt, und wir - einige Redakteure von Radio Prag, hatten dabei ein letztes Mal die Gelegenheit, mit dem sympathischen und nach letzten Meinungsumfragen derzeit beliebtesten Politiker Tschechiens zu sprechen. Auf unsere Frage, weshalb man unter den insgesamt 14 kommunistischen Konzentrationslagern gerade das Lager Vojna in Lesetice bei Pribram zur Gedenkstätte auserkoren habe, antwortete der leider viel zu früh verstorbene Minister damals:

"Weil es das einzige Lager war, das bezüglich seiner Objekte sehr gut erhalten blieb. Die anderen Lager wurden noch im kommunistischen Regime weitgehend zerstört. Dieses blieb so gut erhalten, weil in seiner Nähe militärische Objekte standen."

Nicht nur wegen dieser letzten Begegnung, sondern auch für seine stetige Unterstützung der Existenz und der Arbeit von Radio Prag werden wir den von uns gegangenen Kulturminister Pavel Dostal immer in guter Erinnerung behalten.