Tschechien gibt Kunstwerke an jüdische Familie Bloch zurück
Nach mehr als 80 Jahren hat der tschechische Staat Kunstgegenstände zurückgegeben, die einst der Familie des wohlhabenden jüdischen Geschäftsmannes Johann Bloch gehörten. Zur Rückgabe kam es im Rahmen der Bemühungen um eine Wiedergutmachung des Unrechts des Holocaust.
Der jüdische Industrielle und Geschäftsmann Johann Bloch aus Brno / Brünn wollte 1939 dem Krieg entkommen. Deshalb beantragte er die Genehmigung zur Ausfuhr seiner Kunstsammlung. Gemäß der damals üblichen Praxis musste er einige der Werke in einer öffentlichen Einrichtung hinterlegen, um die Erlaubnis zu erhalten.
Vor drei Jahren starteten die in den USA lebenden Nachkommen von Johann Bloch die Suche nach dessen früherem Besitz. Mit Hilfe einer New Yorker Organisation, die Holocaust-Opfern und ihren Erben hilft, verlorene Kunstwerke wiederzufinden, fand die Familie heraus, dass die Nationalgalerie und das Kunstgewerbemuseum in Prag die Objekte in ihren Sammlungen hielten. In dieser Woche fand die feierliche Übergabe im Sitz des tschechischen Kulturministeriums in Prag statt:
„Dies ist ein spektakulärer Moment – für meine Familie, für mich und für meine Mutter, mit der alles begann. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel das für sie bedeutet“, sagte Blochs Urenkelin Cheryl Bernstein in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Die Erben erhielten vom Kunstgewerbemuseum in Prag einen Satz von zehn liturgischen Gewändern aus dem 18. Jahrhundert. Die Nationalgalerie hat zudem vier Gemälde aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurückgegeben. Konkret handelt es sich um zwei Werke eines unbekannten norditalienischen Malers mit Landschaften und Ansichten einer Meeresbucht, die „Landschaft mit einem verästelten Baum“ aus der Werkstatt von Antonín Mánes und das Bildnis eines jungen Mannes mit einer Pelzmütze, wahrscheinlich das Werk eines Wiener Künstlers aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie werde dieses Bild mit nach Hause nehmen und es in ihrem Wohnzimmer aufhängen, sagte Blochs Urenkelin Anne Claire von Huene:
„Ich habe jedoch gemischte Gefühle dabei. Ich weiß, dass das Bild in gewisser Weise hierher gehört, in die Tschechische Republik, und vielleicht werde ich es eines Tages zurückgeben.“