Tschechischer Tourismus nach dem Hochwasser: Hoffnung auf Aufschwung
Einer der Wirtschaftszweige, die unter den Auswirkungen der jüngsten Jahrhundertflut besonders zu leiden hatten, ist zweifellos der Tourismus. Denn wenn tatsächlich auch nur wenige Beherbergungsbetriebe unmittelbar von den Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen wurden, so sind es die dennoch ausbleibenden Besucher, die der Branche Probleme bereiten. Nun aber soll und kann es wieder aufwärts gehen, und das will man auch gerne zeigen. Hören Sie dazu den folgenden Bericht von Gerald Schubert:
Wenn in den letzten Tagen und Wochen versucht wurde, die Schäden zu beziffern, die durch die Hochwasserkatastrophe im August entstanden sind, dann war immer klar, dass es sich nur um grobe Schätzungen handeln konnte. Denn die unmittelbaren materiellen Verluste stellen nur einen Aspekt dar, sogar den vielleicht am leichtesten greifbaren, und selbst sie können nur ungefähr und mit Vorbehalt in Zahlen gegossen werden. Was dann noch folgt, nämlich die Erfassung von Folgeschäden in den unterschiedlichsten Lebensbereichen und Wirtschaftszweigen, das ist bereits eine Gleichung mit sehr vielen Unbekannten. Und wenn schließlich noch, wie eben beim Tourismus, die Psychologie eine große Rolle spielt, dann sind genaue Beschreibungen von Ursache und Wirkung oder gar Prognosen nur sehr eingeschränkt möglich. Das bestätigte uns auch Nora Dolanska, die Marketing-Direktorin der Tschechischen Zentrale für Tourismus:
"Niemand weiß, wie viele Touristen wirklich nicht gekommen sind, und wie viele Touristen kommen wollten und dann doch gesagt haben, dass sie den Termin ein bisschen verschieben werden. Wir wissen nur, dass jetzt im September ungefähr 50 Prozent weniger Touristen nach Prag und in die bedeutendsten Orte der Tschechischen Republik gekommen sind."
Wie sich die Situation im Tourismus nun aber weiterentwickeln werde, das könnten, so Frau Dolanska, nur Leute voraussagen, die im Besitz einer großen Kristallkugel wären. Zu stark nämlich sei dabei die emotionale Komponente:
"Selbstverständlich ist Tourismus auch eine sehr große psychologische Sache. Die Leute, die reisen, oder reisen möchten, die sind zu nichts gezwungen. Das bedeutet, dass wenn ich irgendwohin fahren möchte, dann möchte ich ein gemütliches Gefühl haben, das Gefühl, dass ich etwas Gutes erlebe."
Genau dieses Gefühl aber sei vielen Touristen, die sonst vielleicht einen Tschechien-Besuch ins Auge gefasst hätten, nun abhanden gekommen. Den Grund dafür sieht Frau Dolanska in medial verbreiteten Bildern der Katastrophe, die nun noch emotional nachwirken, der Realität jedoch keineswegs mehr gerecht werden. Beeinträchtigungen für Touristen gebe es kaum noch und auch die meisten Kulturdenkmäler seien wieder problemlos zugänglich. Wer also einen Urlaub im herbstlichen Prag oder an einem anderen Ort Tschechiens geplant hat, kann sich auf diesen wieder uneingeschränkt freuen. Und um dies auch gebührend zum Ausdruck zu bringen, ist für Freitag ein Happening auf der Prager Karlsbrücke geplant, eine Feier, die zeigen soll, dass hier über der Moldau wieder getanzt und gesungen werden kann, und bei der auch der kulinarische Aspekt nicht zu kurz kommen soll. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der kommenden Ausgabe unseres Magazins "Schauplatz".