Tschechischer Verteidungsminister sagt kurzfristig Besuch in Berlin ab

Tschechischer Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik

Der tschechische Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík ist dieser Tage ein stark gefragter Mann. Für Montag hatte er einen offiziellen Besuch bei seinem deutschen Amtskollegen Rudolf Scharping in Berlin geplant. Doch Premier Milos Zeman, der am selben Tag mit seinem Kabinett in Hradec Králové/Königgrätz eine Sitzung abhielt, bei der auch das Luftverteidigungssystem des Landes behandelt wurde, hatte den dynamischen Verteidigungschef höchstpersönlich um seine Teilnahme an der Sitzung ersucht. Die terminliche Überschneidung hatte zur Folge, dass der Besuch des Ministers in Berlin zunächst gekürzt und dann ganz abgesagt wurde. Ein jähes Ende einer Dienstreise also, von der auch Lothar Martin zu berichten weiß.

Wie schnelllebig die heutige Politik sein kann, musste neben dem Flugzeugpersonal und den mitgereisten Delegations- und Medienvertretern am Montag auch meine Person erfahren. Anstatt auf direktem Wege Berlin anzufliegen, legte die Challenger 5150 der tschechischen Luftstreitkräfte im ostböhmischen Pardubice eine Zwischenlandung ein, um den termingeplagten Verteidigungsminister dort an Bord zu nehmen. Dies geschah dann auch, doch allerdings nur für den unfreiwilligen Rückflug der gesamten Delegation zum Flughafen Prag-Ruzyne. Der Minister hatte sein ursprüngliches Vorhaben abgesagt und begründete seinen Schritt wie folgt:

"Die Regierung hat sich heute mit dem Bericht über den Stand der Luftstreitkräfte befasst und mir dabei im Einklang mit dem Gesetz die Aufgabe auferlegt, dieses Material noch heute Abend zu ergänzen, um es morgen vor dem zuständigen Abgeordnetenausschuss und danach vor dem Plenum des Abgeordnetenhauses verteidigen zu können. Aufgrund dessen wäre es zu einer weiteren Verkürzung des Besuchsprogramms bei meinem Amtskollegen Rudolf Scharping in Deutschland gekommen - eine Programmverkürzung, die der Bedeutung der beiderseitigen Beziehungen unserer Länder nicht entsprochen hätte. Es sind in der Tat militärisch-fachliche Gründe, verbunden mit der großen Wichtigkeit der dabei zu lösenden Aufgaben, wie der Verbesserung des Schutzes unseres Luftraums, die mich zwingen, von dem Besuch Abstand zu nehmen und um einen Ersatztermin in Berlin zu bitten."

Dass die deutsche Seite durchaus Verständnis für solch eine Terminverlegung hat, zumal die Beziehungen beider Länder auf der militärischen Arbeitsebene sehr g ut und fruchtbar sind, dazu erklärte der Verteidigungsattaché der deutschen Botschaft in Prag, Oberstleutnant i.G. Gerfried Elias, gegenüber Radio Prag: