Neue Leoparden für Tschechien? Černochová und Pistorius verhandeln in Prag zu Panzer-Anschaffung
Tschechiens Verteidigungsministerin Jana Černochová (Bürgerdemokraten) hat am Freitag ihren deutschen Amtskollegen Boris Pistorius in Empfang genommen. Bei den bilateralen Verhandlungen ging es unter anderem um die deutsche Bestellung neuer Leopard-Panzer, der sich Tschechien anschließen will. 77 Kampfpanzer der neuesten Generation könnten so in Zukunft die tschechische Armee stärken.
Mit militärischen Ehren wurde der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius am Freitag von seiner Amtskollegin Jana Černochová in Prag empfangen. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz am Nachmittag gaben sich die beiden Politiker dann kollegial. Konsequent duzten sich Černochová und Pistorius, und sie wurden auch nicht müde, einander immer wieder zu danken und den positiven Stand der Beziehungen zwischen ihren Ländern hervorzuheben. Doch in den Verhandlungen der beiden Minister ging es sicher auch ernster zu, beim Thema Panzer nämlich. Denn Deutschland plant, neue Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A8 zu kaufen. Derzeit ist das Land auf der Suche nach Nato-Partnern, die in den Deal mit einsteigen. Tschechiens Interesse, sich an der Sammelbestellung zu beteiligen, bekräftige Černochová auch noch einmal bei der Pressekonferenz:
„Wir möchten mindestens 77 dieser Panzer kaufen“, so die Ministerin.
Ihr Amtskollege begrüßte Tschechiens Pläne für den Kauf des Kriegsgeräts:
„Wir freuen uns sehr darüber. Denn das erhöht die Interoperabilität – das heißt die Fähigkeit, miteinander zu arbeiten und sich gegebenenfalls gemeinsam verteidigen zu können.“
Dass man sich an dem deutschen Kauf beteiligen wolle, hatte die tschechische Regierung bereits im Mai verkündet. Damals hieß es, dass die Technik bis Ende des aktuellen Jahrzehnts hierzulande eintreffen könnte. Wieviel Geld Tschechien diese 77 Panzer jedoch zu stehen kommen sollen, das sei bis dato noch unklar, räumte Černochová am Freitag ein:
„Derzeit gibt es dazu noch nicht einmal Schätzungen. Die Kosten hängen extrem davon ab, wie viele Länder sich an der Bestellung beteiligen wollen.“
Welche Staaten dies sein werden, ist bisher aber noch nicht bekannt. So sagte Boris Pistorius am Freitag:
„Es gibt weitere Länder, die Interesse haben. So lange nichts spruchreif ist, kann ich sie aber nicht benennen.“
Černochová erhofft sich von der Beteiligung am deutschen Rahmenvertrag nicht nur neue Technik für ihre Armee. Man wolle auch die heimische Rüstungsindustrie ankurbeln, so die Ministerin:
„Wir würden selbstverständlich sehr begrüßen, wenn die Herstellung zum Teil in Tschechien stattfände und Komponenten später hier gewartet oder repariert würden.“
Die Chefin des tschechischen Verteidigungsressorts informierte auch über den aktuellen Stand des Panzerringtauschs, der im vergangenen Jahr zwischen Tschechien und Deutschland vereinbart wurde. Dieser sieht vor, dass Tschechien von seinem Nachbarn 15 generalüberholte Panzer bekommt – als Gegenleistung für das an die Ukraine gesendete Material. Bei dieser Lieferung handelt es sich konkret um 14 generalüberholte Leopard-Panzer vom Typ 2A4 und einen Bergepanzer „Büffel“. Černochová sagte am Freitag:
„Von den 15 Panzern haben uns bisher fünf Leoparden erreicht (laut deutschem Verteidigungsministerium wurden sieben ausgeliefert, Anm. d. Red.). Die restlichen Panzer sollten uns bis Ende des Jahres übergeben werden – mit einer Ausnahme: Den Bergepanzer erwarten wir im Frühjahr 2024.“
Weitere Themen der gemeinsamen Verhandlungen in Prag waren laut Černochová unter anderem die Verteidigungsausgaben oder der Mangel an Reservisten und freiwilligen Wehrdienstleistenden in beiden Ländern. Die tschechische Ministerin lud ihren Amtskollegen zudem als Partner der Nato-Days im kommenden Jahr nach Ostrava / Ostrau ein. Pistorius erwiderte dies mit einer Einladung Černochovás in seine Heimatstadt Osnabrück. Dort wird in diesem Jahr an den 375. Jahrestag des Westfälischen Friedens erinnert.
Im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Prag besichtigte der deutsche Minister zudem die nationale Gedenkstätte für die Helden der Heydrichiade. Zu seinem Besuch in der Krypta sagte Pistorius:
„Es war mir wichtig, diesen Ort zu sehen. Ich habe ihn in dem Bewusstsein für die deutsche Geschichte und Verantwortung besucht, aber auch aus Gründen der Bewunderung. Denn ich teile den Stolz, den die Tschechen empfinden, für das, was diese Männer damals geleistet haben und was sie geopfert haben.“
Boris Pistorius ist der erste deutsche Verteidigungsminister, der die Krpyta besuchte. In dieser kamen 1942 mehrere Menschen ums Leben, die ein tödliches Attentat auf den nationalsozialistischen Reichsprotektor Reinhard Heydrich verübt hatten.