Tschechisches Filmfestival in Kosovo
Die tschechische NGO "Mensch in Not" organisiert seit vergangenem Jahr in Tschechien ein Filmfestival mit Menschenrechtsthematik. One World, so der Titel des Festivals, hat im Oktober auch im Kosovo mit großem Erfolg stattgefunden. Für Pristina und ganz Kosovo war es nicht nur das erste Filmfestival solcherart, sondern auch eine der ersten kulturellen Veranstaltungen seit 10 Jahren überhaupt. Dagmar Keberlova berichtet.
Die nichtstaatliche Organisation "Mensch in Not" leistet in vielen Regionen der Welt humanitäre Hilfe und seit Frühling 1999 auch im Kosovo. Hier wie in anderen durch den Krieg traumatisierten Gebieten haben sie die Erfahrung gemacht, dass es für Leute aus diesen Regionen äußerst schwierig ist, die Bürgergesellschaft wieder aufzubauen und die erlittenen Traumas zu bewältigen. Erfahrungsgemäss haben Igor Blazevic, dem Mitarbeiter der NGO zufolge, die Menschen die Tendenz, sich in sich einzuschließen, sich nur auf ihre Probleme zu konzentrieren und vielleicht auch der Welt die Schuld für ihre Probleme zuzuschreiben. Deshalb haben sich die Mitarbeiter von Mensch in Not gedacht, zusammen mit ihren Kollegen im Kosovo, anhand von Filmen über Verletzung der Menschenrechte den Bürgern von Kosovo zu zeigen, dass sie in ihrem Leiden nicht alleine auf der Welt sind. Hierzu Igor Blazevic, der Direktor des Filmfestivals:
"Wir dachten uns, dass es gut wäre, Filme als ein aussagekräftiges Zeugnis nach Kosovo zu bringen, um zu zeigen, dass es ähnliche Probleme in allen Ecken und Enden der Welt gibt und die Mechanismen des Bösen überall gleich funktionieren. Dies gibt der Gesellschaft eine Möglichkeit, über die Probleme tiefgründiger nachzudenken, denen sie tagtäglich die Stirn bieten muss."
So haben die Organisatoren 15 Filme aus den beiden Jahrgängen des Festivals ausgesucht, die sich mit Menschenrechtsverletzungen beispielsweise in Indonesien oder Lateinamerika auseinandersetzen. Im besonderen wurde auch die aktuelle Problematik im Kosovo berücksichtigt, zu der unter anderem auch die besten tschechischen Dokumente aus den letzten Jahren über den Balkankonflikt gezeigt wurden. Für Pristina war dies nicht nur das erste Filmfestival, sondern auch eine der ersten kulturellen Veranstaltungen überhaupt. Über die Reaktionen sagte Igor Blazevic weiter:
"Die Reaktionen waren gemischt. Begeisterung und Interesse auf der einen, Verlegenheit auf der anderen Seite. Es ist sehr gut bei den dortigen Medien und Intellektuellen angekommen."
Für nächstes Jahr planen die Organisatoren, das Festival nach Prag auch in der Slowakei, in Polen und in Jugoslawien zu veranstalten und möchten ebenfalls ein EU-Land einbinden.