TV Noe: Der erste christliche Fernsehsender in Tschechien
Im Mai dieses Jahres ist der erste christliche Fernsehsender in Tschechienauf Sendung gegangen. Er ist digital und über den Satelliten Astra 3A zu empfangen.
So wie viele andere Medienprojekte, die in letzter Zeit in Tschechien gestartet wurden, ist auch TV Noah ein Sender, der voll und ganz auf den künftigen terrestrischen Digitalfunk setzt. Weil aber das digitale Signal bislang nur in den großen Ballungszentren rund um Prag, Brünn und Ostrau zu empfangen ist, kann TV Noah bislang über Kabel oder über den Satelliten Astra 3A empfangen werden.
Der Umstand, dass ausgerechnet in Tschechien, einem der atheistischsten Länder in Europa, ein christlicher Fernsehsender gestartet wurde, mag ebenso verblüffen wie vielleicht die Tatsache, dass aus dem stark industrialisierten und von sozialen Problemen geplagten Ostrau gesendet wird.
In Wirklichkeit können die Redakteure von TV Noah bei ihrer Tätigkeit auf eine lange Tradition zurückblicken, erinnerte sich der Leiter dieser Fernsehstation, Leos Ryska im Gespräch mit Radio Prag. Die erste Frage, die wir ihm stellten war, wie lange es gedauert hat, bis sich die Idee eines christlich ausgerichteten Fernsehsenders in die Tat umsetzen ließ. Dazu sagt Leos Ryska:
"Ich denke, dass die Vorbereitungen fast dreizehn Jahre gedauert haben. Vor dreizehn Jahren haben wir als "Studio Telepace" begonnen, verschiedene Beiträge für das Fernsehen, aber auch Videos für Nichtregierungsstellen zu produzieren. Wir hatten somit Zugang nicht nur zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sondern auch zu lokalen Kabelprogrammen. Mit dem Einzug der Digitalisierung ist auf einmal die Möglichkeit entstanden, ein eigenes Programm zu starten. Wir haben uns ca. drei Jahre lang auf den Sendestart vorbereitet, haben uns die notwendige Ausrüstung besorgt und auch andere Vorraussetzungen geschaffen, bevor wir uns beim Rundfunkrat um eine Sendelizenz bewarben. Wir erhielten den Zuschlag und entschieden uns, das Programm digital über Satellit auszustrahlen, was so ein Zwischenschritt bis zum kompletten Übergang zum terrestrischen Digitalfunk ist. Die Ausstrahlung per Satellit ist auch günstiger und jetzt, anderthalb Monate nach Sendebeginn glaube ich, dass wir uns richtig entschieden haben."
Auf Hebräisch bedeutet das Wort "Noah" Ruhe, oder ausruhen. Diesem Inhalt sollten laut Ryska auch die Sendungen der Fernsehstation verpflichtet sein. In erster Linie will man Familien im Vorabend- und Abendprogramm eine Alternative zum Programm kommerzieller Fernsehstationen bieten.
In wie weit ist das Programm von TV Noah bereits fertig ausgereift und wie lange ist die Station täglich auf Sendung? Leos Ryska:
"Wir sind fast Hals über Kopf auf Sendung gegangen, weil auf unserem Satelliten ein Platz frei wurde und wir wollten diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen. Die eigentlichen Vorbereitungen für den Sendestart dauerten drei Monate, was eine sehr kurze Zeit ist. Zunächst gingen wir mit Testprogrammen auf Sendung und wollen das Angebot nun kontinuierlich erweitern. Bis jetzt produzieren wir zwei Stunden täglich ein eigenes Programm und die Sendungen werden zwischen acht Uhr morgens und zwölf Uhr mittags ausgestrahlt. Dann sind wir wieder zwischen 18 Uhr und Mitternacht auf Sendung. Es gibt verschiedene Wiederholungen der Programme und wir versuchen, alle Altersgruppen anzusprechen. Ab September wollen wir dann das Angebot erweitern, indem wir mit den ersten 'Kontakt-Programmen' für unsere Zuschauer beginnen. Den nächsten Schritt wollen wir dann zu Weihnachten machen."
Ein wichtiger Aspekt ist, dass TV Noah auch stark mit dem tschechischen christlichen Radio "Proglas" sowie mit dem slowakischen Radio "Lumen" zusammenarbeitet, das ebenfalls christlich ausgerichtet ist. TV Noah kann somit nicht nur die redaktionelle Infrastruktur und auch das Korrespondentennetz der beiden besagten Radiostationen nutzen, sondern auch auf deren Hörer als potenzielle Zuschauer zählen. Wie verläuft eigentlich diese grenzüberschreitende Kooperation mit der Slowakei? Muss es da wegen der anderen Mentalität und wegen einer unterschiedlichen Rolle der Medien in beiden Ländern nicht zu Spannungen kommen? Leos Ryska.
"Unsere slowakischen Kollegen wundern sich, wie es möglich ist, dass im heidnischen Tschechien das Projekt eines christlichen Fernsehens gestartet wurde. Da sage ich immer, dass wir uns nicht als rein christliches Fernsehen verstehen, bzw. nicht als Sender, der ausschließlich für Christen sendet. Natürlich ist die Mehrheit jener, die an der Vorbereitung der Sendungen beteiligt sind, christlichen Glaubens. Wir wollen aber für alle offen sein, die etwas Gutes für unsere Gesellschaft tun wollen - egal, ob es sich um Gläubige oder um Nichtgläubige handelt. Unser Ziel ist, dass der Sender ein sehr breites Spektrum anspricht, und sich nicht nur als rein christliches Medium profiliert."
Christlich geprägte Medien stoßen bei der Außenwelt oft auf großes Unverständnis, das bis zu einer offenen Ablehnung und Polarisierung führen kann. Solche und ähnliche Fälle gibt es nicht nur in den USA, sondern, wie das polnische katholische Radio Maryja beweist, auch in Europa. Ist auch TV Noah mit einer ähnlichen Einstellung konfrontiert worden? Leos Ryska:"Ich denke, dass dieses Misstrauen eintreten kann. Wir verspüren jedoch bislang nichts dergleichen und arbeiten auch relativ eng und problemlos mit anderen TV-Studios zusammen. Niemanden hat unsere christliche Grundeinstellung bislang gestört. Wir verfolgen natürlich sehr aufmerksam die Debatte, die jetzt in Polen geführt wird und hüten uns davor, dass wir mit einer politischen Richtung und mit Fragen der weltlichen Macht verbunden werden. So, wie das Programm von TV Noah konzipiert ist, wollen wir ein Sender sein, der gute und positive Nachrichten verkündet. Wir wollen all jenen eine Stimme geben, die ansonsten in der Gesellschaft zu kurz kommen, auch zum Beispiel jungen Künstlern und Autoren, die erst am Beginn ihrer Karriere stehen. Der Sender finanziert sich ausschließlich aus Spenden der Zuschauer, was zeigt, dass die Tschechen bereit sind, Geld für einen guten Zweck zu spenden. So bin ich auch zuversichtlich, dass die Menschen uns helfen werden, wenn sie sehen, dass wir wirklich gute Nachrichten bringen."