TV-Übertragung von Gerichtsprozess nahm baldiges Ende

Karel Srba (Foto: CTK)

Am Donnerstag wurde in Tschechien die erste Live-Übertragung eines Gerichtsprozesses durch das öffentlich-rechtliche Fernsehen erwartet. Die Übertragung war jedoch bald nach ihrem Beginn zu Ende. Dagmar Keberlova hat weitere Informationen.

Karel Srba  (Foto: CTK)
Im Vorfeld der Übertragung hat das Novum der tschechischen Mediengeschichte einen Streit über die Grenzen der Pressefreiheit ausgelöst. Der öffentlich-rechtliche Sender CT mache aus dem Prozess "eine Reality-Show", kritisiert etwa Regierungschef Vladimir Spidla:

"Es gibt ein Fernsehgenre, das ich nicht gern habe: Big Brother oder Reality Show. Meiner Meinung handelt es sich um etwas Ähnliches." Präsident Vaclav Klaus fürchtet eine "Politisierung" des Falles: "Ich dachte erst, das ist ein Witz. Man spielt Theater mit dem Gericht", meinte Präsident Klaus. Der Präsident der Richterunion Jaromir Jirsa, war wiederum für die Live-Übertragung:

"Ich würde gern betonen, dass die Befürchtungen unbegründet sind. Es ist nicht wichtig, was Präsident Klaus oder Premier Spidla meinen, wichtig ist, was der Vorsitzende des Senats meint. Und in seiner Kompetenz ist es laut Gesetz, die Fernsehübertragung aus dem Verhandlungsraum zu ermöglichen. Kollege Lnenicka hat den Mut gehabt, zuzustimmen, und ich beglückwünsche ihn hierzu. Was den Druck, der erwähnt wird, anbelangt, ist der bei solchen Fällen immer groß. Und es ist egal, wo die Journalisten sitzen, ob draußen oder drinnen, und welche Aufzeichnung des Gerichtsprozesses gemacht wird."

Im Mittelpunkt des besagten Prozesses steht der Ex-Staatssekretär Karel Srba. Er war Ende Juni wegen geplanten Mordes in erster Instanz zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Nach Überzeugung des Gerichts hatte Srba im vergangenen Jahr eine Bekannte beauftragt, die Journalistin Sabina Slonkova zu töten. Slonkova hatte über Bestechungen in Srbas Umgebung im Außenministerium berichtet. Jedoch verriet ein Vorbestrafter, der die Tat ausführen sollte, den Plan der Polizei. Die Affäre erregt in Tschechien besonders wegen Srbas politischer Verbindungen Aufsehen. Srba war Mitarbeiter des damaligen Außenministers Jan Kavan, der bis vor wenigen Wochen Vorsitzender der UN-Vollversammlung war. Auch angesichts dieses brisanten Hintergrunds sprechen sowohl der Sender CT, als auch Richter Jiri Lnenicka von einem "großen öffentlichen Interesse", das die Übertragung rechtfertige. Sowohl Srba, als auch drei mutmaßliche Komplizen, die in erster Instanz zu Strafen zwischen vier und sechs Jahren verurteilt worden waren, haben der Übertragung der beiden Verhandlungstage ursprünglich zugestimmt. Am Donnerstag haben sie nochmals die Chance bekommen, sich zu entscheiden, und zwei der drei Komplizen waren gegen die Übertragung. Der Senat hat dann beschlossen, die Übertragung doch nicht zu ermöglichen.