Überraschte Touristen werden am Veitsdom zur Kasse gebeten

Veitsdom

Gedränge, lange Schlangen, Lärm – so sah ein Besuch des Veitsdoms auf der Prager Burg bis vor kurzem noch aus. Jetzt soll sich das alles ändern. Seit Sonntag müssen Touristen für eine komplette Besichtigung der Kathedrale Eintritt bezahlen. Für manch einen kam diese Änderung überraschend. Radio Prag hat am ersten Tag der neuen Preis-Politik vor dem Veitsdom nachgefragt: Was halten Sie von den neu eingeführten Eintrittspreisen?

Veitsdom mit der Prager Burg
Auf den ersten Blick scheint der Plan der Stadtverwaltung aufzugehen: Vor dem Eingang zum Veitsdom steht keine Warteschlange. Diejenigen, die da sind, gehen ruhig und geordnet in die Kathedrale. Die Einen haben ein Ticket gekauft, die anderen haben ihr Geld gespart – und verzichten damit auf einen ausgedehnten Rundgang durch die Kirche. Nur der kleine, neugotische Bereich des Doms ist frei zugänglich. Die Besucher sind diesbezüglich geteilter Meinung.

„Was man sehr schön sehen kann sind die Glasfenster. Dazu muss ich nicht unbedingt Eintritt zahlen. Was weniger zu sehen ist, sind Einzelheiten. Grabkammern, Gemälde, Fresken und auch der Altar, den konnte man natürlich gar nicht sehen. Aber einen Eindruck von der Kathedrale kann man sicherlich schon gewinnen“, schildert ein Familienvater seinen Standpunkt.

Veitsdom - die Kapelle des Hl. Wenzel  (Foto: www.czechtourism.cz)
Gerne wäre er bis zum Altar vorgegangen, erklärt ein anderer deutscher Urlauber, aber man könne ja nicht überall Eintritt bezahlen. Eine junge Frau ist wiederum einfach nur einen Tag zu spät dran.

„Wir waren gestern schon mal hier, waren aber nicht im Dom. Heute Morgen haben wir das mit dem Eintrittspreis dann mitbekommen und uns natürlich ein bisschen geärgert, dass wir jetzt nicht den ganzen Bereich umsonst anschauen konnten.“

So gesittet es vor dem Dom zugeht, umso chaotischer ist die Situation im Eingangsbereich der Kathedrale: Hier stauen sich die Besuchermassen. Immer wieder wollen ahnungslose Touristen Richtung Altar vorstoßen und werden dabei von einem tschechischen Sicherheitsmann freundlich abgewiesen. Was ihr Reiseführer nicht wissen konnte: Seit Montag müssen Besucher für einen Rundgang durch die Kirche eine Burgführung buchen. Die kleine Führung kostet 250 Kronen (10 Euro), die große 350 Kronen (14 Euro). Bei einigen Besuchern sorgt das für schlechte Laune, wie auch dieser Urlauber beobachtet hat:

„Wir haben eine geführte Besuchergruppe erlebt, die ziemlich überrascht wurde. Die konnten den Dom jetzt nicht besichtigen, weil sie das nicht gebucht hatten. Da gab es dann schlechte Stimmung.“

Die Leiterin einer kleinen Reisegruppe aus Deutschland begrüßt die Einführung der Eintrittspreise hingegen.

„Ich sehe das heute auch zum ersten Mal. Ich habe den Eindruck, es ist besser so, weil sich keine Schlangen vor der Kathedrale bilden. Und diejenigen, die Interesse haben, haben mehr Platz wirklich in Ruhe die schönsten Sachen der Kathedrale zu sehen. Ich finde das in Ordnung so mit dem Eintritt.“