Mosaikbild des Jüngsten Gerichts auf Prager Burg besteht aus einer Million Glassteinen

Mittelalterliche Künstler haben für das Glasmosaik am Veitsdom auf der Prager Burg über eine Million farbige Glassteine verwendet. Heute kann jeder Besucher die Darstellung des Jüngsten Gerichts besichtigen, wenn er auf dem dritten Burghof die Augen nach oben richtet.

Das Mosaik befindet sich an der südlichen Außenwand des Veitsdoms oberhalb der Goldenen Pforte, die früher als Haupteingang zum Dom diente. Auf drei Tafeln ist das biblische Motiv des Jüngsten Gerichts dargestellt. Das Werk wurde von Kaiser Karl IV. in Auftrag gegeben. Der Leiter der Abteilung für Denkmalschutz in der Präsidialkanzlei, Petr Kroupa, ergänzt:

„Das Mosaik war in seiner Entstehungszeit gänzlich einzigartig. Im 14. Jahrhundert hat man nirgendwo in Europa derartige Mosaikbilder geschaffen. Es wird angenommen, dass die Arbeiten wahrscheinlich von venezianischen Meistern ausgeführt wurden. Ein so großes Mosaikbild muss im 14. Jahrhundert eine Sensation gewesen sein.“

Milena Nečásková | Foto: Eva Kézrová,  Tschechischer Rundfunk

Die Darstellung wurde 1371 fertiggestellt. Die Restauratorin Milena Nečásková beschreibt den Aufbau:

„In der Mitte befindet sich Christus in der Rolle des Richters beim Jüngsten Gericht. Und unter dem Hauptmotiv sind Karl IV. und seine Gattin Elisabeth von Pommern kniend abgebildet.“

Der Christus mit einem Heiligenschein thront auf der mittleren Tafel, über sechs knienden böhmischen Heiligen – Prokop, Sigismund, Veit, Wenzel, Ludmila und Adalbert. Das Jüngste Gericht selbst wird durch die beiden Seitentafeln dargestellt:  Die linke Tafel zeigt den Himmel und die rechte die Hölle.

Foto: Eva Kézrová,  Tschechischer Rundfunk

Das Bild befindet sich in einer Höhe von 15 Metern und seine Fläche ist etwa 60 mal 12 Meter groß. Die Mosaiksteine haben die Größe von etwa einem mal einem Zentimeter. Und die meisten sind noch Originale:

„Es gibt hier etwa eine Million Glassteine unterschiedlicher Farben. Die Steine stammen nicht nur aus dem Mittelalter, es sind auch jüngere dabei. Viele wurden bei der umfangreichen Restaurierung 1910 angebracht.“

Die Restauratorin hat sich vor über 20 Jahren an einer umfangreichen Instandsetzung des Mosaiks beteiligt. Das damals schon graue Bild bekam dabei seinen ursprünglichen Glanz zurück. Zudem wurde durch eine einzigartige Konservierungsmethode ermöglicht, dass die authentischen mittelalterlichen Mosaiksteine erhalten bleiben konnten. Nečásková erkennt deshalb auf den ersten Blick, welcher der Steine 600 Jahre alt und welcher jünger ist:

„Dieser Glaswürfel stammt vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Er wurde neu vergoldet und sieht ganz anders aus als der mittelalterliche Würfel gleich daneben, bei dem das Gold schon etwas abgegriffen ist. Den Unterschied erkennt man auch daran, dass das mittelalterliche Gold durch eine dünne durchsichtige Schicht Glas geschützt ist.“

Foto: Eva Kézrová,  Tschechischer Rundfunk

Aber nicht nur Glas kam bei der Herstellung zum Einsatz, merkt die Restauratorin an:

„Ein anderes ursprüngliches Material ist Quarz. Es finden sich hier kleine, unregelmäßige Quarzsteine, weiß, rosa und rot gefärbt. Mit diesen Elementen haben die Mosaikkünstler die menschliche Haut nachgebildet. Das größte Gesicht auf dem Bild ist der Kopf Christi und dieser zeigt deutlich das meisterhafte Können der damaligen Künstler.“

Autor: Markéta Kachlíková | Quelle: Český rozhlas
schlüsselwort:
abspielen