Übung macht den Meister: Prager Karlsuniversität lädt zur Sommerschule

Foto: Offizielle Facebook-Seite der Sommerschule für slawische Studien

Während die einen am Strand liegen und die Wellen plätschern hören, sitzen die anderen im Vorlesungsaal und grübeln über tschechischer Grammatik. Denn auch dieses Jahr findet in Prag die Sommerschule für slawische Studien statt. Die Sprachschüler kommen aus allen Gegenden der Welt – natürlich auch aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Warum aber gerade Tschechisch?

Foto: Offizielle Facebook-Seite der Sommerschule für slawische Studien
„Ich habe mit Tschechisch schon relativ früh angefangen. Ich bin der Meinung, wenn Tschechien schon Nachbarland ist, dann sollte man auch vielleicht Tschechisch können – oder sich zumindest verständigen können.“

Alena Scholze aus Deutschland ist in der Nähe der Grenze aufgewachsen. Für sie liegt Tschechischlernen auf der Hand. Bei der Sommerschule hat sie sich für einen Fortgeschrittenenkurs eingeschrieben.

Beinahe jede Altersgruppe ist unter den Sprachstudenten vertreten. Der jüngste Teilnehmer ist 18 Jahre, der älteste 81 Jahre alt. Auch der seit einigen Jahren pensionierte Herwig Weigel büffelt in Prag Vokabeln. Er hat einen ganz anderen Hintergrund als Alena Scholze. Seine Familie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei vertrieben:

Svatava Škodová  (Foto: Julia Rios)
„Ich habe eine Liebe zu dem Land entwickelt – in Abwesenheit. Ich habe immer versucht, Radio zu hören und einen tschechischsprachigen Sender zu finden. Schließlich hat mich dann ein tschechischer Professor, den ich damals in Brüssel kennenlernte, nach Prag gelotst.“

Die Sommerschule für Slawische Studien wurde im Jahre 1956 gegründet. Svatava Škodová leitet heute die Institution:

„Während des Kommunismus musste die Sommerschule mehrfach aussetzen. Denn ein Ort, an dem so viele Ausländer zusammenkamen, galt als gefährlich. Die Sommerschule war aber eine solch interessante Einrichtung, dass sich immer wieder jemand gefunden hat, der einen Neuanfang wagte.“

Erst mit der politischen Wende wurde die Sommerschule zu einer richtigen Institution. Auch weil nun für Tschechischlernende aus westlichen Ländern die Teilnahme einfacher und attraktiver wurde:

„Vor allem nach dem Jahr 1989 gab es da einen Boom. Viele kamen hierher, um jene Orte zu sehen, an denen vielleicht ihre Eltern oder Großeltern gelebt haben. Und natürlich auch, weil sich hier Historisches tat. Mittlerweile sind es nicht mehr so viele Sprachschüler aus westlichen Ländern. Stattdessen nimmt der Anteil aus asiatischen Ländern zu.“

Foto: Offizielle Facebook-Seite der Sommerschule für slawische Studien
Eine westliche Gruppe ist aber nach wie vor jedes Jahr zahlreich vertreten. Und das sind die Slawistikstudenten. So auch die Österreicherin Theresa Kalchhauser:

„Ich lerne Tschechisch nun schon seit drei Jahren, und zwar an der Universität in Wien. Ich studiere Slawistik und Linguistik. Hier möchte ich mein Tschechisch noch mal vertiefen.“

Zu ihrem Repertoire gehören mittlerweile auch Zungenbrecher. Und einer ist besonders tückisch:

„Strč prst skrz krk. Das ist kein grammatikalisch sinnvoller Satz; kein grammatikalisch richtiger Satz. Das heißt: Steck den Finger durch den Hals. Also nicht in den Hals, sondern durch den Hals. Aber ‚skrz‘ ist halt eine Präposition, die ohne einen Vokal auskommt. Und damit soll bewiesen werden, dass Vokale überbewertet sind.“

Foto: Offizielle Facebook-Seite der Sommerschule für slawische Studien
Vielleicht bleibt für Theresa Kalchhauser noch Zeit für den einen oder anderen weiteren Zungenbrecher. Denn die Sommerschule läuft noch bis zum 25. August.