Büffeln statt Baden: die 56. Sommerschule für slawische Studien in Prag
An der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität findet derzeit die Letní škola slovanských studií, also die Sommerschule für slawische Studien statt. Auch in diesem Jahr nehmen wieder über 150 Interessierte teil, sie kommen aus allen Gegenden der Welt, doch haben ein gemeinsames Ziel: Tschechisch zu lernen.
„Die Familie meiner Mutter kommt aus der Slowakei. Meine Mutter ist in Tschechien aufgewachsen und als Jugendliche nach Deutschland gekommen. Ich habe als Kind auch etwas Tschechisch gesprochen, allerdings später dann nicht mehr. Tschechisch möchte ich lernen, weil ich mich mit der tschechischen Kultur sehr verbunden fühle. Ich finde, dass die tschechischen Menschen sehr offen sind.“
Auch Henrike Bernhardt aus Deutschland besucht die Sommerschule. Sie hat ebenfalls bereits Erfahrung mit der tschechischen Sprache.
„Ich wollte einfach noch eine andere slawische Sprache lernen. Ich habe vor einem Jahr mit einem Tschechischkurs an meiner Universität angefangen. Die Sommerschule hier in Prag bringt natürlich viel mehr, weil man die Sprache die ganze Zeit in der Stadt um sich hat.“
Es wird nicht nur ausschließlich in geschlossenen Räumen gepaukt und gelernt, schließlich ist es Sommer, und man sollte seine Zeit auch draußen verbringen.„Es gibt eine ganze Menge an Exkursionen. Wir fahren auch ins Umland und schauen uns Burgen und Schlösser an“, so Henrike Bernhardt.
In der ersten Woche wurde sogar ein Ausflug ins walachische Freilichtmuseum im nordmährischen Rožnov pod Radhoštěm / Rosenau unternommen. Denn die Teilnehmer sollen sowohl die Sprache, als auch das Land kennenlernen. Marie Přibylová arbeitet an der Sommerschule als begleitende Dolmetscherin:
„Die Sommerschule slawischer Studien wird vom Institut für bohemistische Studien organisiert. Sie wendet sich an Bohemisten aus der ganzen Welt und diejenigen, die sich für Tschechien interessieren. Es werden sowohl Sprachkurse für Anfänger als auch für Fortgeschrittene angeboten. Die Teilnehmer lernen auch mehr über die Geschichte und Literatur. Für Fortgeschrittene gibt es literaturwissenschaftliche, kulturhistorische und sprachwissenschaftliche Vorträge. Diese werden in Tschechisch, Englisch und Deutsch gehalten.“Tschechisch ist keine einfache Sprache. Sie zu lernen, und vor allem sie richtig auszusprechen, erfordert viel Geduld und eine Menge Übung. Es gibt trotzdem viele junge Leute, die sich davon nicht abschrecken lassen. Doch zugleich muss auch gespart werden:
„In diesem Jahr gibt es viele Sprachschüler und weniger Kurse – wir haben 172 Studenten aus 35 Ländern der Welt. Es war notwendig, sie in einer geringeren Zahl von Kursen unterzubringen, als es üblich ist. In diesem Jahr gibt es Gruppen von 12 bis 15 Studenten, aber auch kleinere. Leute aus der ganzen Welt treffen hier zusammen, sie studieren und verbringen gemeinsam ihre Freizeit. Aus Deutschland kommen ungefähr 50 Teilnehmer, das sind wie jedes Jahr die meisten. Im Rahmen verschiedener Vorträge lernen die Teilnehmer mehr über die tschechische Geschichte. Die Sommerschule beseitigt Barrieren und öffnet die Tür nach Europa“, sagt Marie Přibylová.