Schulbank statt Sonnenbad - 55. Sommerschule für slawische Studien in Prag
Auch in diesem Jahr haben sich wieder Teilnehmer aus der ganzen Welt für die Sommerschule für slawische Studien in Prag eingeschrieben. 189 Schüler aller Altersklassen verfolgen das gleiche Ziel: Tschechisch zu lernen.
Es ist kurz vor neun, gleich beginnt der Unterricht. Auf die Schüler warten fünf Stunden Tschechisch-Intensivsprachkurs. Danach beginnt der lockere Programmteil. Es werden Prager Sehenswürdigkeiten oder Orte in der näheren Umgebung besucht. Die Abende sind gemütlich. Oft werden tschechische Filme geguckt oder tschechische Musik gehört. Manchmal wird zusammen gesungen. Auch im Jubiläumsjahr wird die Tradition der Sommerschule fortgesetzt. Der Leiter Jiří Hasil erzählt, warum die Sommerschule auch schon in ihren Anfangsjahren ein besonderer Ort gewesen ist:
„Interessant ist, dass die Sommerschule schon immer ein vergleichsweise offener Verein gewesen ist. Schon zu Zeiten des Kommunismus war die Sommerschule trotz der vorherrschenden Ideologie ein Treffpunkt, wo sich Teilnehmer aus dem Osten und Westen begegnen konnten. Es war ein Ort, wo über alle Probleme, die die Welt betrafen, diskutiert werden konnte.“Heute wie damals zeigt sich die Sommerschule von ihrer internationalen Seite. In diesem Jahr sind Tschechischlernende aus 45 Ländern angereist. Sie kommen beispielsweise aus Japan, Südkorea, der Mongolei, Russland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Ägypten oder Kanada. Jiří Hasil ist immer wieder von dem Interesse seiner Studenten begeistert, obwohl auch er zugeben muss:
„Tschechisch ist eine schwere Sprache. Vor allem in der Anfangsphase. Die größte Energie muss zu Beginn aufgebracht werden. Ist diese erste Hürde überwunden, geht es eigentlich ganz automatisch voran.“Dass Tschechisch eine Sprache ist, die sich durchaus erlernen lässt, davon sind auch die Sommerschulstudentinnen Laura Demjan und Franziska Jokl überzeugt:
„Strč prst skrz krk. Steck den Finger durch den Hals.“
Das haben die beiden jungen Frauen natürlich weder vor noch fordern sie jemanden dazu auf. Mit Zungenbrechern wie diesem trainieren sie ihre tschechische Aussprache. Laura Demjan kommt aus Saarbrücken und verrät, warum sie Tschechisch lernt:
„Ich habe zwei Gründe, Tschechisch zu lernen. Der erste Grund ist, dass mein Mann Tscheche ist. Seine Familie spricht weder Deutsch noch Englisch. Der zweite Grund ist, dass ich Sängerin bin und es wirklich viel tschechisches Repertoire gibt, dass ich singen könnte.“
Franziska Jokl ist für den vierwöchigen Tschechischkurs extra aus dem schweizerischen Winterthur angereist. Für die Sprache interessiert sie sich aufgrund ihrer tschechischen Wurzeln:
„Mein Großvater ist vor etwa 100 Jahren aus Südmähren in die Schweiz ausgewandert. Daher ist Tschechisch eine der Muttersprachen meines Vaters.“Noch bis Ende August wird in den Räumen der Prager Philosophischen Fakultät tschechische Grammatik, Satzstellung und Aussprache gepaukt. Der Blick aus dem Fenster direkt auf die Prager Burg motiviert, lädt aber gleichzeitig auch zum Träumen ein.