„Zungenbrechersprache“ als Sommerkurs

Während die Prager im Sommer die Stadt verlassen und raus in ihr Wochenendhäuschen fahren, quillt derweil ihre Stadt von Touristen über. Eine besondere Gruppe der derzeitigen Prag-Bewohner sind 160 überwiegend junge Leute aus zig verschiedenen Ländern: Sie sind Teilnehmer der Sommerschule für slawische Studien.

„Jmenuju se Kristin, studuju češtinu a francouzštinu tady v Praze a učím se česky. - Ich heiße Kristin, ich studiere Tschechisch und Französisch und jetzt lerne ich Tschechisch.“

Die 21-jährige Kristin Altmann ist eine von 160 überwiegend jungen Menschen, die seit Anfang August in Prag sind und ein Ziel haben: Tschechisch lernen. Sie nehmen an der 53. Sommerschule für slawistische Studien an der Karlsuniversität teil. Dabei wird ihnen auch ein Einblick in die bohemistische Forschung, Literaturgeschichte und tschechische Geschichte gewährt. Die „letní škola slovanských studií“ wird von Jiří Hasil organisiert:

„Wir haben Vorlesungen, wir haben Kurse und Exkursionen. Zum Beispiel hier im Wohnheim, im Club, zeigen wir Kinoprojektionen, veranstalten Konzerte und singen tschechische Lieder mit Klavier.“

Die Kurse und das kulturelle Programm der Sommeruniversität kommt bei den Teilnehmern wie Kristina Altmann gut an:

„Es ist ein Mix aus Ferien und Uni. Man kann sich das zusammenstellen, ob man jetzt zur Vorlesung gehen möchte oder Hardcore-Grammatik machen möchte. Und abgesehen davon wird kulturelles Programm angeboten.“

So wird den Teilnehmern aus insgesamt 36 Ländern die Hauptstadt Prag näher gebracht. Es gibt Ausflüge in das Bäderdreieck, nach Kutná Hora / Kuttenberg aber auch in das von den Nazis zerstörte Dorf Lidice oder zahlreiche Museumsbesuche. Nach dem Motto ´Erst die Arbeit und dann das Vergnügen´ gehört jedoch der Vormittag immer dem Unterricht, berichtet die 23-jährige Linda Schwab:

Prag  (Foto: Štěpánka Budková)
„Wir haben von 9 Uhr bis 13.20 Uhr Unterricht und haben zwei Pausen. Wir machen Grammatik, schauen manchmal Filme an oder wir spielen kleine Spiele. Oder unterhalten uns, lesen Texte oder singen – alles Mögliche.“

Die 160 Teilnehmer sind unterteilt in vier verschiedene Niveaustufen und innerhalb dieser Stufen noch einmal nach Herkunft oder Vermittlungssprache. Ein Russe oder Pole hat einfach weniger Probleme mit der tschechischen Aussprache als Eduardo Peralta Velasco aus Spanien:

„Komunistic... ich kann das nicht sagen. Ich kann das echt noch nicht sagen. Oder wie man die Schweiz nennt... Svikacko. Ich kann das nicht sagen.“

Aber auch für deutsche Studenten gibt es im Tschechischen genug Zungenbrecher. Mit 50 von 160 Studierenden stellen sie die Mehrheit der Kursteilnehmer. Organisator Jiří Hasil führt die rege Teilnahme aus Deutschland vor allem auf die zahlreichen Slawistiklehrstühle zwischen Rhein und Oder zurück. Aber auch die Stipendien des tschechischen Bildungsministerium für Deutsche seien ausschlaggebend. Eine gute Investition, meint Organisator Jiří Hasil:

„Ich glaube, das ist sehr gut für den Dialog. Die deutschen Studenten können Tschechisch lernen, und die tschechischen Studenten können nach Deutschland fahren und Deutsch lernen und die Geschichte.“


Service: Die nächste Sommerschule für slawische Studien wird es im kommenden Jahr geben. Falls Sie selbst Tschechisch lernen wollen oder sich für die böhmische Kultur interessieren, können Sie sich für die Sommerschule 2010 anmelden. Informationen dazu, auch in deutscher Sprache, finden Sie unter lsss.ff.cuni.cz