Umfangreiche Verkehrszählung hat in Tschechien begonnen
Wie intensiv ist der Verkehr in Tschechien? Wann, wo und wie viele Fahrzeuge bewegen sich durchs Land? All diese Fragen soll eine Verkehrszählung beantworten, die jetzt gestartet wurde.
Seit Sonntag, Punkt 16 Uhr, sind sie in ganz Tschechien zu sehen: die freiwilligen Helfer mit ihren gelben Warnwesten, die in den nächsten Monaten das aktuelle Verkehrsaufkommen des Landes erfassen sollen. Früher haben sie Papier und Bleistift gebraucht, um die Zahl der jeweiligen Fahrzeuge aufzulisten. Mittlerweile aber sind modernere Hilfsmittel im Einsatz, sagt der Koordinator der Verkehrszählung, Radim Striegler:
„Heute verwenden die Helfer dazu Mobilfunkgeräte. Auf ihren Smartphones nutzen sie dabei eine App. Von einem konkreten Platz aus verfolgen sie den Verkehr und geben dann mit einem Klick das vorbeifahrende Fahrzeug in die jeweilige Kategorie ein.“
Laut Striegler, der Mitarbeiter im Zentrum für Verkehrsforschung ist, wird bei der Zählung zwischen 13 Fahrzeugtypen unterschieden – angefangen vom Schwerlaster bis hin zum Fahrrad. Dabei wird nicht wahllos oder stereotyp gezählt, sondern nach einem gut ausgeklügelten System. Damit sollen möglichst viele Gesichtspunkte des Straßenverkehrs in Tschechien erfasst werden. Jan Rýdl ist der Sprecher der Straßen- und Autobahn-Direktion (ŘSD):
„Die Erhebung erfolgt nicht nur auf den Fernstraßen erster Ordnung und auf Autobahnen, die unter der Verwaltung unserer Direktion stehen. Es wird auch an den Straßen der zweiten und dritten Ordnung gezählt, für die die jeweiligen Kreise zuständig sind. Der Verkehr wird dabei an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Zeitabständen erfasst. Zudem wird an unterschiedlichen Wochentagen sowie Tages- und Jahreszeiten gezählt.“
Um alle entsprechenden Daten zu erfassen, reicht das Personal der Direktion wie auch des Zentrums für Verkehrsforschung nicht aus. Deshalb wurden landesweit viele freiwilliger Helfer engagiert. Ihre genaue Zahl kennt Radim Striegler:
„Jetzt zum Auftaktsonntag waren 1200 Helfer im Einsatz. Für die gesamte Dauer der Verkehrszählung rechnen wir mit 3000 bis 5000 Helfern.“
Unter den Helferinnen ist auch Petra Odkleštková aus Brno / Brünn. Sie hat sich für den Job gemeldet, weil sie ihren Arbeitsplatz wegen der Corona-Krise verloren hat. Und die Corona-Pandemie sei auch Schuld, dass die seit langem geplante Verkehrszählung erst jetzt beginne, sagt Striegler. Ursprünglich sollte nur in diesem Jahr gezählt werden, jetzt aber sei alles anders, ergänzt der Chefkoordinator der Datenerfassung:
„Gezählt wird in der Woche jeweils am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und am stark beanspruchten Freitag sowie an Sonntagen. Die gesamte Verkehrszählung erstreckt sich von Juli bis Oktober dieses Jahres und von April bis Juni kommenden Jahres.“
Doch wozu dient eigentlich der ganze Aufwand? Dazu sagt Radim Striegler:
„Die Verkehrszählung wird ungefähr seit 1960 durchgeführt, und zwar in regelmäßigen Abständen von etwa fünf Jahren. Ihre Ergebnisse dienen in der Praxis dazu, um Reparaturen, Instandhaltungen und vor allem notwendige Erweiterungen im Straßennetz zu planen. Die Zählung liefert aktuelle Informationen darüber, wie viele Wagen auf der jeweiligen Straße unterwegs sind. Daraus wird unter anderem die Vision abgeleitet, wie es in fünf Jahren aussehen könnte.“
Im genannten Zeitraum sind die Veränderungen im Straßenverkehr in der Tat nicht unerheblich. Bei der letzten Zählung im Jahr 2016 hatte sich das Verkehrsaufkommen auf den tschechischen Autobahnen im Vergleich zur vorangegangenen Zählung im Jahr 2010 um elf Prozent erhöht. Bei den Fernstraßen erster Ordnung betrug der Zuwachs sogar 13 Prozent, ein ähnlicher Wert wurde auch auf den untergeordneten Straßen festgestellt. Und wie könnte es diesmal aussehen? Dazu hat die Straßen- und Autobahn-Direktion eine eigene Prognose aufgestellt. Ihr Sprecher Jan Rýdl:
„Wir rechnen damit, dass es im Autobahnnetz einen Verkehrszuwachs von 16 Prozent geben wird, und acht Prozent auf den Straßen der ersten Ordnung. Die genauen Zahlen aber werden wir frühestens im kommenden Juni kennen.“
In die Erfassung des aktuellen Verkehrsaufkommens investiert die Straßen- und Autobahn-Direktion insgesamt 48,8 Millionen Kronen (1,84 Millionen Euro).