Umweltforscher: Langfristig bringt der Waldbrand in der Böhmischen Schweiz der Natur viel Gutes

Waldbrand in der Böhmischen Schweiz

Seit Sonntag wütet das Feuer in der Böhmischen Schweiz. Betroffen sind davon natürlich die Menschen in der Region, mehrere Hundert Personen mussten bisher evakuiert werden. Aber auch die Flora und Fauna des Nationalparks wird durch den Brand beeinflusst. Für die Natur habe der Waldbrand aber nicht nur negative Folgen, sagen einige Wissenschaftler.

Vladimír Bejček | Foto:  ČT24

Langfristig gesehen könnte das Feuer in der Böhmischen Schweiz auf wildlebende Tiere einen positiven Einfluss haben. Denn statt Fichtenbewuchs sei zu erwarten, dass Mischwälder nachwüchsen, teilte Vladimír Bejček der Presseagentur ČTK mit. Und diese Form des Waldes biete einen wesentlichen besseren Lebensraum für Tiere, so der Dekan der Fakultät für Umwelt an der Universität für Landwirtschaft (ČZU) in Prag. „Langfristig gesehen wird das für die Tiere ein großer Vorteil sein“, so Bejček.

Auch Přemysl Bobek vom Institut für Botanik an der Akademie der Wissenschaften ist optimistisch. Denn durch das verbrannte Holz werden dem Boden Nährstoffe zugefügt. So könnten Bobek zufolge in der Zukunft vor allem Buchen wachsen statt der Fichten, die in der Böhmischen Schweiz einst künstlich angepflanzt wurden.

Wiesel | Illustrationsfoto: Juan Lacruz,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Vladimír Bejček zufolge besteht durch das Feuer keine allzu große Gefahr für die im Nationalpark lebenden Tiere. Kleinere Arten, wie etwa Wiesel, dürften sich rechtzeitig vor den Flammen versteckt haben, vermutet der Experte. Da es sich nicht um einen Flächenbrand, sondern nur um einzelne Brandherde handele, hätten andere Lebewesen rechtzeitig vor dem Feuer flüchten können.

Přemysl Bobek betont auch, dass der zu erwartende Bewuchs durch Laubbäume noch einen weiteren Vorteil mit sich bringe. „Durch die große Trockenheit sind Fichtenwälder sehr leicht anfällig für den Borkenkäfer. Zudem können sie bei einem Brand leicht zerstört werden. Aus unseren Untersuchungen wissen wir aber, dass Laubbäume deutlich weniger leicht brennen als Nadelbäume“, so der Biologe, der sich in seiner Forschung seit Langem mit dem Einfluss von Bränden auf Waldökosysteme befasst.

Waldbrand in der Böhmischen Schweiz | Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

Ersten Erkenntnissen zufolge hat sich dies auch in der Böhmischen Schweiz gezeigt. So informierte am Freitag Petr Surový von der Fakultät für Forstwirtschaft und Holzwissenschaften der Universität für Landwirtschaft über Satellitenbilder, welche am Donnerstagnachmittag aufgenommen wurden. Darauf sei Surový zufolge deutlich zu sehen, dass einige Laubbäume noch immer stünden, während die Nadelbäume niedergebrannt seien.

Allzu große Befürchtungen sind den Wissenschaftlern zufolge also fehl am Platz: „Für eine gewisse Zeit werden die Folgen des Feuers zweifelsohne deutlich zu sehen sein. Man sollte aber keine Angst haben, dass die betroffenen Waldflächen etwa nicht wieder zurückkommen“, so Přemysl Bobek.

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