Umweltschutz: Dicke Luft über Tschechien

In Prag kann man derzeit morgens kaum von einer Moldauseite auf die andere schauen: ein undurchdringlicher Dunst hängt über der Stadt. Glücklicherweise handelt es sich nur um ungewöhnlich dichte herbstliche Nebelschwaden und nicht um Smog. Dennoch: die Luftqualität in Tschechien gibt Anlass zur Sorge.

In den meisten Bereichen kann der vor kurzem veröffentliche Umweltbericht 2005 des tschechischen Umweltministeriums eine positive Bilanz ziehen: Die Umweltsituation in Tschechien hat sich in den letzten anderthalb Jahrzehnten deutlich verbessert. Doch es gibt auch neue Problemfelder - vor allem beim Luft- und Klimaschutz verschlechtern sich die Werte wieder. Anders als zu kommunistischer Zeit sind es nicht mehr Industrieabgase, die die Luft belasten, sondern unter anderem Krebs erregender Feinstaub. In etwa einem Drittel der Tschechischen Republik werden die Feinstaub-Grenzwerte überschritten, so Karolina Sulova, Sprecherin des Umweltministeriums:

"Die Quellen sind vielfältig, aber den stärksten Einfluss hat einerseits der zunehmende Autoverkehr, und andererseits der Umstand, dass die Menschen oft zu Hause ungeeignetes Brennmaterial verfeuern. Die Luftverschmutzung ist daher nicht nur ein Problem in den großen Städten, sondern auch in kleinen Gemeinden. Daneben wird in Tschechien zu wenig auf alternative Energiequellen zurückgegriffen und die Energie nicht effektiv genug genutzt."

Umweltminister Petr Kalas von der ODS hat die Luftreinhaltung daher auf die Prioritätenliste seines Ressorts gesetzt. Entsprechende Projekte werden auch eine große Rolle bei der Ausschöpfung der europäischen Fördergelder spielen, betont Sulova:

"Die Umweltagenda des Ministeriums sieht vor, dass ein großer Teil dieser Gelder für die Verbesserung der Luftqualität und für die Unterstützung erneuerbarer Energien eingesetzt werden soll. So ist etwa das Förderprogramm für Solardächer und Wärmepumpen wieder aufgenommen worden. Hauptimpuls soll aber eine ökologische Steuerreform sein, mit der die Mehrwertsteuer bei umweltfreundlichen Brennstoffen wie etwa Holzpellets gesenkt wird."

Mit einer umfangreicheren ökologischen Neuausrichtung der Steuern aber wird Kalas es in seiner eigenen Partei allerdings schwer haben. Die wirtschaftsliberale ODS hat sich nämlich bislang stets gegen lenkende Ökosteuern ausgesprochen.

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