Umweltjahresbericht 2006: Mehrzahl der Tschechen muss mit erhöhter Luftverschmutzung leben

Foto: Europäische Kommission

In einer dieser Tage veröffentlichten Erhebung der amerikanischen Zeitschrift Readers Digest, in der die Lebensbedingungen der Einwohner von 141 Ländern der Welt hinterfragt wurden, rangiert die Tschechische Republik auf dem 38. Platz. Eine ordentliche Platzierung, allerdings eine mit einem großen Pferdefuß: Die Tschechen müssen mit der fast höchsten Luftverschmutzung in Europa leben. Nur Italien und Slowenien werden in dieser Hinsicht noch schlechter eingestuft. Und passend zu dieser Wertung legte der tschechische Umweltminister Martin Bursik am Mittwoch der Prager Regierung den Umweltjahresbericht 2006 vor.

Foto: Europäische Kommission
Nahezu zwei Drittel der Tschechen leben in Gebieten mit erhöhter Luftverschmutzung. Die Gebiete, die eine solch beeinträchtigte Luftqualität aufweisen, machen 29 Prozent der Gesamtfläche des Landes aus. Im Vorjahr waren es noch sechs Prozent mehr. Am stärksten belastet ist die Luft in den großen Ballungsgebieten Tschechiens, vor allem in Prag und im nordmährischen Industriegebiet von Ostrava / Ostrau. Die größten Probleme werden dabei durch Feinstaub verursacht, dessen von der Europäischen Union fixierter Grenzwert von Tschechien schon das zweite Jahr überschritten wurde. Doch gerade diese Schmutzpartikel sind sehr gesundheitsschädlich, mahnt der Sprecher des Prager Umweltministeriums, Jakub Kaspar:

"Feinstaub enthält eine große Fülle an toxischen Stoffen. Das Problem Feinstaub in Tschechien besteht darin, dass er immer häufiger auftritt und dass ihm bereits mehr als 60 Prozent der Bevölkerung ausgesetzt sind. Und das längst nicht mehr nur in den Städten."

Der EU-Grenzwert zur durchschnittlichen Konzentration von Feinstaub wurde im vergangenen auf 2,3 Prozent der tschechischen Landesfläche überschritten. Im Jahr davor waren es lediglich 1,5 Prozent des Territoriums. Und ein im Umweltjahresbericht enthaltener Vermerk besagt zudem, dass man leider auch in diesem Jahr hierzulande mit einer Überschreitung der EU-Feinstaubgrenze rechnen müsse. Tschechien drohen daher Sanktionen von Seiten der Europäischen Kommission.

Auch die Treibhausgase, die im Zusammenhang mit den immer häufiger auftretenden klimatischen Veränderungen diskutiert werden, gehen in Tschechien nicht zurück. Im Gegenteil, den vorläufigen Daten zufolge ist ihre Menge im Vorjahr noch leicht gestiegen, was die Experten auf den zugenommenen Autoverkehr zurückführen. Er stellt diesbezüglich das derzeit größte Problem dar, wie ein Blick auf seine Steigerungsraten verrät. War der Autoverkehr im Jahr 1995 nur mit 4,6 Prozent am Treibhauseffekt beteiligt, so ist sein Anteil im Jahr 2005 auf 12,8 Prozent und im vorigen Jahr schon auf 14,4 Prozent gestiegen. Demgegenüber ist die Luftverschmutzung mit durch die Industrieproduktion erzeugten Treibhausgasen nach und nach gesunken.

"Das hängt damit zusammen, dass die erste Hälfte der 90er Jahre mit einem großen Absturz unserer Wirtschaft verknüpft war. Gegenwärtig aber verzeichnen wir wieder ein enormes Wirtschaftswachstum mit weit verbesserten Technologien. Auf der anderen Seite zeigt sich immer deutlicher, dass es der Mensch selbst ist, der seine Umwelt zerstört. Denn in den Gebieten, in denen sich die Umweltbedingungen verschlechtern, sind es vor allem die individuellen Tätigkeiten ihrer Einwohner, die diese Verschlechterung hervorrufen", erklärt Jakub Kaspar.

Und bei diesen Tätigkeiten steht natürlich das Autofahren an erster Stelle.