Und niemand hat es gewusst: Der Autobahntunnel Blanka kommt teuer zu stehen
Der Tunnel Blanka kommt aus den dunklen Schlagzeilen nicht heraus. Immer wieder war der Bau eingebrochen, hatte Krater mitten in der Stadtlandschaft hinterlassen, weil gepfuscht worden. Jetzt geht es ums Geld. Um viel Geld. Der Bau des Stadtautobahntunnels wird voraussichtlich um Milliarden teurer als geplant. Die vor kurzem abgetretenen Stadtherren sollen davon gewusst, aber bewusst geschwiegen haben. Und noch eine schlechte Nachricht: Der Tunnel wird wohl erst 2014 befahrbar sein.
„Wir werden darauf beharren, dass jeder einzelne Rechnungsposten ausführlich begründet wird – warum und wann dieser Auftrag erteilt wurde und wer ihn unterschrieben hat“, so der Sozialdemokrat und stellvertretende Oberbürgermeister Karel Březina.
Der Baukonzern Metrostav, der den Löwenanteil des Auftrags bearbeitet, sieht sich jedenfalls nicht in der Schusslinie, wie der Sprecher František Polák betont:
„Metrostav hat den Preis nicht angehoben. Aber Metrostav verlangt natürlich, dass bezahlt wird, denn der Umfang der Bauarbeiten hat sich erhöht.“
Unklar ist also, wer die zusätzlichen Arbeiten in Auftrag gegeben, ja sogar wer die Verträge unterschrieben hat. Unter den zusätzlichen Arbeiten verzeichnet der Magistrat breitere Bürgersteige, Korrektur der Straßenbahnführung, Unterführungen und eine neue Brücke, die allein schon teurer ist als geplant. Es riecht nach Korruption. In der Mitte-Links-Koalition reicht man die heiße Kartoffel schnell weiter. Auf seinen Parteikollegen und Amtsvorgänger Bém will Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda nichts kommen lassen:„Das eigentliche Versagen, das hier vorliegt, ist das Versagen des Kontrollmechanismus.“Und den Magistratsausschuss für Investitionen, der das Blanka-Projekt unter seinen Fittichen hat, leitete Jiří Toman. Er war auf der Abschussliste des neuen Oberbürgermeisters und musste schon seinen Hut nehmen. Oppositionsfraktionschef Tomáš Hudeček von Top 09 meint:
„Das hat Toman schon lange vorher wissen müssen, in welcher Weise die Kosten steigen.“
Nur einer kann sich beruhigt zurücklehnen: Der frühere Prager Oberbürgermeister Pavel Bém. Er hat im Frühjahr den Sprung in die Immunität des Abgeordnetenhauses geschafft.