Unruhige Situation auf dem Balkan
Am Mittwoch dieser Woche hat der UN-Sonderbeauftragte für das ehemalige Jugoslawien, Jiri Dienstbier, eine Pressekonferenz zum aktuellen Geschehen in dieser Region einberufen. Grund sind die unklaren Machtverhältnisse nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Jugoslawien und die daraus hervorgehenden Spannungen in der gesamten Balkanregion. Die Ausführungen des UN- Sonderbeauftragten fasste für Radio Prag unser freier Mitarbeiter Armin Sandmann zusammen:
"Die Situation in Belgrad erinnert etwas an die Begebenheiten im November 1989 in Prag. Die Menschen gehen auf die Strasse, sind ausgelassen und feiern ihren Sieg, aber auf der anderen Seite geht die Angst um, den niemand weiß, wie Milosevic auf diese Situation reagieren wird."
Unruhen auf den Straßen vieler serbischer Städte rufen auch die immer häufigeren Berichte über zurückgehaltene oder gar vernichtete Stimmzettel auf. Brachte dieser Fälschungsversuch nach Dienstbiers Meinung den machthabern in Belgrad den erhofften Erfolg:
"Die Fälschung der abgegebenen Stimmzettel genügte nicht, um den hohen Stimmanteil zu Gunsten der Opposition zu Nichte zu machen. Auch wenn man Wählermassen und Wahllokale erfand, die de facto überhaupt nicht existierten."
Wahlmanipulationen und Einschüchterungen durch Inhaftierung vieler Journalisten unabhängiger Zeitungen, Rundfunk - und Fernsehstationen brachten dem derzeitigen Regime die Treue der Demonstrierenden und Streikenden in Jugoslawien auch nicht wieder. Wie reagierten die Oppositionsführer auf den Vorschlag der Wahlkommission bei eventuellen Unklarheiten einen 2. Wahlgang auszuschreiben.
"Die Opposition lehnt einen 2. Wahlgang eindeutig ab, denn das auf der Straße demonstrierende Volk will die Wahrheit hören. Es ist vom Wahlsieg überzeugt und lehnt jegliche politischen Schachzüge, wie einen 2. Wahlgang ab."