Unter Dach und Fach: In Cheb wird deutscher Soldatenfriedhof entstehen

Vorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge Reinhard Führer (links) mit Chebs Bürgermeister Jan Svoboda (Foto: ČTK)

Nun ist es amtlich: Die sterblichen Überreste von zunächst rund 4000 Angehörigen der deutschen Wehrmacht, die während des Zweiten Weltkriegs auf tschechischem Boden ums Leben gekommen sind, werden auf einem Soldatenfriedhof im westböhmischen Cheb / Eger beigesetzt. Ein entsprechendes Abkommen haben die Stadt und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK) am Montag unterzeichnet. Der Volksbund beteiligt sich mit rund einer Million Euro auch an den Kosten für eine Erneuerung des gesamten städtischen Friedhofsareals, dessen Bestandteil der neue Soldatenfriedhof sein wird.

Kisten mit sterblichen Überresten deutscher Wehrmachtssoldaten  (Foto: ČTK)
Im März 2006 wurde in der nordböhmischen Elbestadt Ústí nad Labem / Aussig ein skurriler Knochenfund gemacht. In einer Fabrikhalle hatte man Kisten mit den sterblichen Überresten deutscher Wehrmachtssoldaten gefunden. Viele auf tschechischem Boden zum Ende des Zweiten Weltkriegs getötete Soldaten wurden mehr lieblos begraben statt ordentlich beigesetzt, bestätigte dieser Tage Tomás Jakl vom Militärhistorischen Institut in Prag:

„Die große Mehrheit der Gebeine stammt von Angehörigen der deutschen Wehrmacht, die hierzulande in den letzten Kriegstagen im Mai 1945 gefallen sind. Die meisten der Soldaten sind an ziemlich unwürdigen Plätzen in ganz Tschechien bestattet worden. Zum größten Teil ohne Namen oder einen Hinweis auf ihre Identität. Aber genau das ist eine der Bedingungen der Genfer Konvention, zu deren Einhaltung sich unsere Republik im Rahmen internationaler Verträge verpflichtet hat. Eine ordentliche Bestattung mit Bezeichnung ist also der Hauptgrund, dass die Toten nun woanders als vorher begraben werden.“

Vorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge Reinhard Führer  (links) mit Chebs Bürgermeister Jan Svoboda  (Foto: ČTK)
Es wird der neu entstehende Soldatenfriedhof in Cheb sein, wo die Gebeine der über 4000 deutschen Soldaten, die derzeit auf dem Militärstützpunkt Brdy zwischenlagern, ihre endgültige Ruhestätte finden werden. Das wurde möglich durch ein Angebot der Stadt, den ursprünglich vom Volksbund in Prag geplanten Friedhof, stattdessen hier zu schaffen. Auf dem Gelände des örtlichen Friedhofs, den es zu erweitern und zu sanieren gilt. Mit welchen Mitteln, darüber wurden seit Januar zähe Verhandlungen geführt. Am Montag wurden sie erfolgreich zu Ende gebracht. Nach der beiderseitigen Vertragsunterschrift zeigte sich auch Chebs Bürgermeister Jan Svoboda zufrieden:

„Dafür, dass die deutschen Soldaten auf dem Friedhof in Cheb bestattet werden, macht die deutsche Seite ein großes finanzielles Zugeständnis. Mit Hilfe des Geldes wird der Friedhof grundlegend rekonstruiert und sowohl für die Toten unter den Stadtbewohnern als auch für die gefallenen deutschen Soldaten die letzte Ruhestätte sein. Ich denke, dass damit eine gute Zusammenarbeit beginnt.“

Anděla Dvořáková  (Foto: ČTK)
Diese Zusammenarbeit wird jedoch nicht überall in Tschechien begrüßt. Besonders die Mitglieder des „Verbandes der Freiheitskämpfer“ fühlen sich brüskiert. Die Vorsitzende des Verbandes, Anděla Dvořáková, sagte gegenüber Radio Prag:

„Wir waren von Anfang an, als die ersten Verhandlungen dazu geführt wurden, gegen die Errichtung eines deutschen Soldatenfriedhofs in Tschechien. Wir sind der Meinung, dass die sterblichen Überreste der Toten dort hätten verbleiben sollen, wo sie tatsächlich gefallen sind. Oder aber die deutsche Seite hätte die Gebeine der Toten nach Deutschland überführen und ihnen zu Hause eine würdige Grabstätte einrichten können.“

Dennoch: Mit der Errichtung des Soldatenfriedhofs in Cheb wird ein weiteres Kapitel der deutsch-tschechischen Nachkriegsgeschichte versöhnlich geschlossen.