Unterschriftenaktion für mehr Barrierefreiheit im Prager Nahverkehr

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Rollstuhlfahrer haben es im Öffentlichen Nahverkehr in Prag heute viel leichter als noch vor einigen Jahren. Die Stadt hat einige moderne Niederflurstraßenbahnen gekauft und Aufzüge in Metrostationen eingebaut. Das reicht dem Verein „Asistence“ jedoch noch nicht. In einer Petition fordert er die Stadt zu weiteren Schritten auf.

Die Národní třída ist eine stark frequentierte Metrostation im Zentrum von Prag. 40.000 Menschen passieren sie täglich. Nicht darunter sind Rollstuhlfahrer, Menschen mit Gehbehinderungen oder mit Kinderwagen. Sie müssen draußen bleiben. Es gibt keinen Aufzug. Und das trifft - mit zwei Ausnahmen - auf alle Metrostationen im Zentrum zu. Nächstes Jahr soll die Metrostation Národní třída modernisiert werden. Ein Lift steht dabei aber nicht ganz oben auf der Liste, kritisiert Erik Čipera von „Asistence“, einem Verein, der sich für Körperbehinderte einsetzt.

„Die Verkehrsbetriebe versprechen, den Zugang behindertengerecht zu machen. Aber erst später, wenn sie einen zweiten Eingang bauen. Bei Národní třída befindet sich jedoch auch der Lehrstuhl für Sonderpädagogik der Karls-Universität. Die behinderten Studenten müssen immer in weit entfernten Stationen aussteigen, um hierher zu kommen. Das hätte sich schon längst ändern müssen.“

Eigentlich sollten alle Neu- und Umbauten von Metrostationen barrierefrei geplant werden. Das schreibt eine Verordnung aus dem Jahr 2001 vor. Die Stadt bemühe sich, nachträglich Aufzüge in ältere Metrostationen einzubauen, erklärt die Pressesprecherin der Stadtverwaltung Veronika Rybáčková. Das sei aber gerade im Fall der Národní třída nicht einfach.

Prager Metro heute
„Wenn sich unten eine Metrostation befindet und es oben Gebäude gibt, haben nicht alle diese Objekte den gleichen Besitzer. Deswegen muss man bei allen Renovierungen, bei allen Bauarbeiten eine gemeinsame Lösung suchen und das braucht immer etwas Zeit.“

Doch bei den letzten Modernisierungen hat auch die Zeit nicht geholfen. Bei den Stationen Anděl und Náměstí Republiky, die auch zentral liegen, fehlen die Aufzüge bis heute. Genau wie nun bei der Metrostation Národní třída standen sie im Zusammenhang mit privaten Bauprojekten oberhalb der Metrostationen. Zu teuer, zu kompliziert, kein Platz, argumentierten die städtischen Verkehrsbetriebe und die Investoren. Verpasste Chancen, findet der Behinderten-Verein Asistence. Er fordert die Stadt auf, bei privaten Bauprojekten in der Nähe von Metrostationen und Straßenbahnhaltestellen für barrierefreie Zugänge zu sorgen. Die Kosten sollten sich Stadt und Privatinvestoren teilen - zum Beispiel über die Einrichtung eines Fonds. Noch wichtiger ist für „Asistence“ aber ein Gesamtkonzept für einen vollständig barrierefreien Nahverkehr. Um das zu erreichen, sollte es in der Stadtverwaltung auch einen eigenen Berater geben. Seit September sammelt „Asistence“ daher Unterschriften für seine Petition. Rund 8.000 sind es bisher, sagt Erik Čipera.

„Wir werden weiter sammeln und am 5. Dezember unsere Petition an den Magistrat übergeben. Wir hoffen, dass wir bis dahin Tausende von Unterschriften haben werden.“