Urlaub auf dem Campingplatz? Nicht nur im Sommer!

Vogelgesang statt Wecker, Stausee statt Dusche, Essen inklusive wunderschöner Aussicht im Freien. Und all das mit den Errungenschaften der Zivilisation. Wer träumt nicht davon? Mirek Ulbert und seine aus Deutschland stammende Frau Karla haben sich diesen Traum erfüllt. Beide wohnen Sommer wie Winter (!) auf dem Campingplatz Spalenka am Stausee Orlík. Susen Seidel hat beide besucht und sich von Karla Ulbert ein behagliches Nest in Mittelböhmen zeigen lassen.

Der Blick fällt direkt auf den See, ab und an fährt ein Segelschiff oder ein Tretboot vorbei, das Wasser glitzert im Sonnenschein. Es ist nicht schwer sich vorzustellen, warum das Ehepaar seinen Ruhestand an diesem Ort verbringt, wenn Frau Ulbert erzählt:

"Man ist hier einfach freier und ungezwungener. Man kann sich bewegen, wie man möchte und fühlt sich der Natur nah. Das gefällt uns einfach. In der Stadt fühlt man sich jetzt im Sommer natürlich eingeengt. Wir wohnen in einem Plattenbau, haben keinen Balkon. Ich habe dort also kaum Gelegenheit, mal eben ins Freie zu kommen oder mich draußen aufzuhalten und hier habe ich das gleich vor der Tür."

Karla Ulbert
Die Freiheit genießen, da sind die Ulberts natürlich nicht die einzigen. Gerade jetzt im Sommer wird für die beiden der allgemeine Trend sichtbar - und auch spürbar - die Ferien in der Natur zu verbringen:

"Wir sind jetzt hier schon über 10 Jahre auf dem Campingplatz und wenn wir uns an die Anfangszeit zurückerinnern, da waren natürlich weniger Leute hier. Wenn wir das mit heute vergleichen, dann ist es ganz anders: Wenn man auf den Platz fährt, ist es überfüllt. Man sieht Menschen, Autos. Die Ruhe, die wir von früher kennen, ist heute nicht mehr gegeben."

Aber Karla will sich auf keinen Fall nur beklagen. Im Gegenteil: Viele Menschen bringen ja auch Geselligkeit mit, wie sie betont. Besonders abends kann es dann schon mal passieren,

" ...dass man sich einfach zusammensetzt und dann wird gebrutzelt, man trinkt ein Gläschen Wein oder die Männer ein Glas Bier. Es wird gesungen, was sehr viel Spaß macht, auch wenn es für mich immer mit Problemen verbunden ist, weil ich die Sprache noch nicht so perfekt beherrsche. Dann sitzen wir am Lagerfeuer, das macht die Sache besonders angenehm und romantisch. Da bleiben wir manchmal bis in den frühen Morgen."

Das hört sich wirklich sehr verlockend an. Aber Moment, die beiden wohnen ja nicht nur bei sommerlichen Temperaturen am Stausee. Was macht man denn hier im Winter? Daraufhin antwortet die Eisenacherin schlagfertig:

"Die Frage bekommen wir sehr oft gestellt. Da stelle ich die Gegenfrage: Was macht man denn im Winter zuhause? Man sitzt doch auch nur vorm Fernseher, unternimmt mal einen Spaziergang. Hier ist das nicht anders: Wir machen ausgedehnte Spaziergänge und wärmen uns nach der Rückkehr an unserem Holzofen. Natürlich kann man das in der Stadt auch machen, aber die Atmosphäre ist hier ganz anders, wenn das Feuer knistert und man zusammensitzt und sich unterhält. Ich finde das sehr schön - auch im Winter."

Und was ist ihrer Meinung nach der Unterschied zu einem deutschen Campingplatz?

"Das ist ganz anders hier. In Deutschland gibt es feste Regeln, auf denen man auch besteht. Die gibt es hier vielleicht auch, aber man hält sie eben nicht unbedingt ein. So zum Beispiel beim Lagerfeuer. Das macht das Camping ja erst richtig schön. Und hier ist es möglich, dass jeder vor seinem Zelt ein kleines Lagerfeuer macht. In Deutschland gibt es nur ein Feuer, wo alle drumsitzen können."

Foto: Autorin