UVP-Gutachten: AKW Temelin hat annehmbaren Einfluss auf die Umwelt
Zum Anhören des folgenden Beitrags im Format Real Audio klicken Sie bitte hier: Am Mittwoch wurde der Bericht über die Umweltverträglichkeit des AKW´s Temelin in Prag offiziell veröffentlicht. In seiner Kernaussage unterstrich er das, was die Betreiber des Atommeilers aufgrund früherer Studien schon wussten bzw. immer behaupteten: der Einfluss des Atomkraftwerks Temelin auf die Umwelt ist gering, unmerklich und annehmbar. Mit den Reaktionen auf diesen Bericht macht Sie Lothar Martin bekannt.
Schon einen Tag vor der offiziellen Veröffentlichung war der Bericht auf den Internetseiten des tschechischen Außenministeriums ausgedruckt worden. Und die ersten Reaktionen auf das rund 250 Seiten umfassende Dokument ließen auch nicht lange auf sich warten. So erklärte der Abgeordnete des Oberösterreichischen Landtags und Vertreter des Österreichisch-tschechischen Antiatomausschusses Otto Gumpinger gegenüber der Agentur APA, dass er mit dem Umfang und der Komplexität des Dokumentes einverstanden sei, er auf den ersten Blick nicht erkenne, dass etwas Wesentliches fehlen könnte. Als positiv würdigte er vor allem, dass auch die Möglichkeiten eines grenzüberschreitenden Einflusses bei eventuellen Havarien behandelt wurden, "und das in einem eigenen, 30-seitigen Kapitel". Nun müsse man prüfen, so Gumpinger, ob der Teufel nicht im Detail stecke.
Das Haar in der Suppe meinen andere Temelingegner bereits gefunden zu haben, indem sie - wie die Sprecherin der österreichischen Grünen Eva Glawischnig - anprangern, dass die Dokumentation weder eine sog. "Null-Variante" noch den möglichen Fall eines schweren Reaktorunfalls enthält. Dem hielt der Schichtingenieur des AKW´s Temelin, Jiri Tyc, entgegen: "Ich weiß nichts darüber, dass irgendein Kraftwerk hinsichtlich seiner Umweltverträglichkeit dahingehend geprüft worden ist, was im Falle einer Katastrophe passiert. Die UVP geht von einem normalen Betrieb des Kraftwerks aus. Selbstverständlich sind auch Studien für den Fall gemacht worden, dass tatsächlich mehr Radioaktivität austreten sollte. Diese Studien stehen bei der Atomsicherheitsbehörde in Prag zur Disposition. Doch sie sind kein Gegenstand einer Umweltverträglichkeitsprüfung."
Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments Per-Arne Arvidson aus Schweden, Ari Vatanen aus Finnland und Gordon J. Adam aus Großbritannien, die das AKW Temelin am Dienstag besuchten, gaben auf einer anschließenden Pressekonferenz die Erklärung ab, dass der südböhmische Meiler alle Standards erfülle, wie sie in Westeuropa üblich sind. Im UVP-Bericht wird vor allem der sehr geringe Einfluss des AKW´s auf das Klima, die Atmosphäre und hydrologische Faktoren positiv hervorgehoben. Etwas weniger positiv wird der Einfluss auf Natur und Landschaft eingeschätzt, allerdings klar im Bereich des Erlaubten. Eine Bewertung, die Ingenieur Tyc nicht verwunderte: "Ich habe nichts anderes erwartet. Mich hat die Einschätzung zur Umweltverträglichkeit von Temelin nicht überrascht, da wir schon viele Umweltstudien vor Beginn des Probebetriebs durchgeführt haben. Und die sagten nichts anderes aus."