Vater, Mutter, Kind - tschechische Rollenbilder und soziale Realität
Die Frau gehört an den Herd, der Mann spielt derweil den Versorger, so das Ergebnis einer Umfrage. Antiquierte Rollenbilder, an denen Tschechen offenbar festhalten. Doch das konservative Verständnis von der Rollenverteilung in der Familie entspricht nicht der sozialen Realität im Land. Daniel Satra berichtet.
"Dieses Bild verstehe ich wirklich nicht, weil bei uns in Tschechien seit 50 Jahren fast alle Frauen arbeiten. Hier gibt es also keine klassischen Hausfrauen, sie machen nur ungefähr 1 Prozent aller Frauen aus. Es gibt natürlich Frauen, die mit einem Kind zu Hause sind, aber die sind nur auf Mutterschaftsurlaub."
Dass die Frauenerwerbsarbeit in Tschechien so hoch ist, hat mit der realsozialistischen Vergangenheit des Landes zu tun: Jede und jeder sollte zur Arbeiterklasse gehören. Heute sind die Gründe andere, weiß Marksová-Tominová:
"Fast alle Familien sind immer noch von zwei Löhnen abhängig, das heißt also auch, dass Frauen arbeiten, weil sie arbeiten müssen".
Dabei hat die tschechische Frau am Arbeitsmarkt mit Diskriminierung zu kämpfen. Ist sie erst einmal arbeitslos, hat sie Probleme den Weg zurück ins Berufsleben zu finden. Denn laut Statistik werden bei Bewerbungen Männer deutlich bevorzugt.
"Die größten Unterschiede zwischen arbeitslosen Männern und Frauen bestehen in der Altersgruppe 20 bis 35 Jahre. Das heißt diejenigen Frauen, die bereits Kinder haben, oder von denen angenommen wird, dass sie Kinder bekommen werden, sind wirklich diskriminiert."
Dazu kommt, dass wie in ganz Europa auch in Tschechien Männer mehr verdienen als Frauen. Auch wenn diese dieselbe Arbeit verrichten. Während Männer als Arbeiter rund 20 Prozent mehr Lohn erhalten als ihre Kolleginnen, haben Männer in akademischen Berufen am Monatsende sogar doppelt soviel Geld auf dem Konto. Die Situation mit den Worten der tschechischen Gleichstellungsbeauftragten:
"Ich denke, wir stehen hier noch ganz am Anfang."