Tschechien in Sachen Geschlechtergleichstellung auf Platz 23 in der EU

Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen

Wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht, ist Tschechien eines jener Länder in der Europäischen Union, die am schlechtesten abschneiden. Im jüngsten Gleichstellungsindex hat das Land Platz 23 unter den 27 EU-Staaten belegt.

Klára Šimáčková Laurenčíková | Foto: Tomáš Vodňanský,  Tschechischer Rundfunk

Bis zur vollen Gleichberechtigung von Frauen ist es in Tschechien noch ein weiter Weg. Das geht aus dem Gleichstellungsindex 2022 des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) hervor, der sich auf die Daten aus dem Jahr 2020 bezieht. Der Index wird aus sechs Kategorien gebildet: Arbeit, Geld, Bildung, Zeit, Macht sowie Gesundheit. Untersucht wird etwa auch das Thema Gewalt gegen Frauen.

Die tschechische Regierungsbeauftragte für Menschenrechte, Klára Šimáčková Laurenčíková, hat für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks die Ergebnisse kommentiert:

„Die Zahlen im Index zeigen, dass die Tschechische Republik in der Gleichstellung keinen großen Fortschritt gemacht hat. Wir müssen uns weiterhin mit den Ungleichheiten beim Einkommen sowie mit einer geringen Vertretung von Frauen in öffentlichen Funktionen und Entscheidungspositionen beschäftigen. Zudem muss die Ausbalancierung des Familien- und des Arbeitslebens gefördert werden.“

Šárka Homfray vom Regierungsrat für die Gleichstellung der Geschlechter sieht das Problem ebenfalls in der Frage der Kinderbetreuung:

„Die Verteilung der Betreuungsaufgaben zwischen Frauen und Männern wirkt sich hierzulande so stark zu Ungunsten der Frauen aus, wie in der ganzen EU nicht. Auch in der Corona-Zeit haben sich die Tschechinnen um ihre Kinder wesentlich mehr gekümmert, als die Frauen in anderen Mitgliedsstaaten.“

Laut der Menschenrechtsbeauftragten Šimáčková Laurenčíková will sich die tschechische Regierung für eine Verbesserung der Gleichstellung von Frauen und Männern einsetzen. Sie nennt einige Prioritäten in diesem Bereich:

„Dazu gehören die Förderung von Teilzeitarbeit, die bessere Verfügbarkeit von Plätzen in Kindergärten und Betreuungsgruppen oder ein verbesserter Schutz für die Opfer häuslicher und sexueller Gewalt.“

Konkret solle bald ein neues Gesetz über häusliche Gewalt verabschiedet werden, so die Beauftragte.

Der EU-Index zeigt zudem, dass sich das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern bereits verringert hat. Im vergangenen Jahr verdienten Frauen in Tschechien im Durchschnitt 16,4 Prozent weniger als Männer. Im Jahr 2015 lag der Unterschied noch bei 22,5 Prozent zu Ungunsten der Frauen. Auch der Anteil der Frauen in der Politik nimmt leicht zu.

Die Spitzenreiter des aktuellen EU-Index zur Gendergerechtigkeit sind Schweden und Dänemark, gefolgt von den Niederlanden und Finnland. Auf der anderen Seite haben Griechenland, Ungarn und Rumänien die größten Schwierigkeiten, die Gleichstellung voranzutreiben. Nur knapp vor ihnen rangieren die Slowakei und Tschechien.

Autoren: Markéta Kachlíková , Jana Čermáková
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