Tschechische Männer wollen auch berechtigt sein - und zwar gleich!
Premier Mirek Topolanek erntete Pfiffe auf der Eröffnungsgala zum Europäischen Jahr der Gleichberechtigung. - Frauen könnten gar nicht die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben wie Männer, weil sie schwanger werden könnten. Das sei keine Benachteiligung, sondern ein Privileg. - Buh-Rufe von der einen Seite, Applaus von einer anderen. Zum Beispiel vom Tschechischen Verein der Männer, dessen Mitglieder Topolanek schon eilig zum Ehrenmitglied erkoren haben. Christian Rühmkorf hat sich mit zwei "organisierten" Männern vom "Tschechischen Verein der Männer" und von der "Union der Väter" unterhalten.
Vor gut einem halben Jahr trudelte im Nachrichtenticker von Radio Prag eine Pressemeldung ein. Und zwar vom "Cesky svaz muzu" - dem "Tschechischen Männerverein":
"Der Tschechische Männerverein äußert seinen Unmut und seine ernsthafte Besorgnis über die neue so genannte Schattennachricht, einem Pampflet, mit dem der feministische Verein "Gender Studies" wie immer mit unehrenhaften Mittel und mit seinen verlogenen Evergreens über die angebliche Erniedrigung und Unterdrückung von Frauen auf sich aufmerksam machen will." Gezeichnet vom Pressesprecher des Männervereins, Dr. Oldrich Vozenilek.
Haben Sie Angst vor Frauen, Herr Vozenilek?
"Auf keinen Fall. Im Gegenteil. Wir haben sie gern. Und wir haben viele Anhängerinnen und sogar ein paar weibliche Mitglieder. Wir haben keine Angst vor dem, was wir lieben."
Aber immerhin haben Sie einen Männerverein gegründet, der derbe gegen feministische Organisationen wettert. War das nötig?
"Der Verein wurde nicht als Reaktion auf die feministischen Organisationen gegründet. Der Impuls war ein bisschen durch das neue Arbeitsgesetz gegen sexuelle Belästigung gegeben. Das war für uns zumindest als erster Impuls zur Gründung reizvoll und interessant. Der eigentliche Grund ist, dass wir auch ein Forum haben wollen, in dem wir unsere Ansichten austauschen und mitteilen können. Frauen organisieren sich, aber ich bin der Meinung, dass sie ihren eigenen Geschlechtsgenossinnen kein genaues, richtiges und unverfälschtes Bild der Gesellschaft vermitteln."
Wie ist es denn um die Situation von Frauen und Männern in der Gesellschaft bestellt?
"Meiner Ansicht nach sind Frauen in mancher Hinsicht etwas begünstigt und in mancher Hinsicht ein bisschen im Nachteil. Natürlich hat eine Frau, die zugleich auch Mutter ist, Mutterpflichten und das kann sie in bestimmten Dingen, wie zum Beispiel Karriere und Aufstieg, etwas behindern. Der Mann wiederum hat definitiv einen Nachteil aufgrund der Tatsache, dass einer anziehenden, schönen, gebildeten und intelligenten Frau die Türen eher offenstehen als einem Mann."
Sind also Frauen-Quoten, die von verschiedenen Organisationen für Politik und Arbeitswelt gefordert werden, überflüssig?
"Wenn ich eine Frau wäre, dann würden mich Quoten beleidigen. Nach dem Motto "Du bist nur eine Frau, also brauchst Du vom Staat Hilfe mit irgendeiner Quote. Eine verantwortungsbewusste und selbstbewusste Frau braucht keine Quoten. Der tschechische Staat ermöglicht Chancengleicheit. In machen Vorschriften finden wir sogar Privilegien für Frauen. Aber die Frage ist, ob nicht gerade die femistischen Organisationen die gleichen Ausgangsmöglichkeiten oft mit den Ergebnissen verwechseln. Die Möglichkeiten sind gleich, die Ergebnisse unterschiedlich."
Wie sieht es bei den Löhnen und Gehältern aus? Da wird oft ein Ungleichgewicht zu Lasten der Frauen konstatiert:
"Ich habe das noch nicht erlebt. Ich weiß zwar aus Statistiken, dass Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer, aber in der Praxis stellt man immer wieder fest, dass es sich dann auch nicht um die gleiche Arbeit handelt. Frauen und Männer haben in der gleichen Position, ob in der Schule oder im Gesundheitswesen, das gleiche Gehalt."
Und gilt das auch in der Wirtschaft?
"Da regelt das der Markt. Ein Unternehmer möchte die bestmögliche und gleichzeitig die billigste Arbeitskraft haben. Das kann ein Mann oder eine Frau sein. Wenn die beste und die billigste Arbeitskraft per se eine Frau wäre, dann würde niemand Männer anstellen."
Ob er den Feministinnen noch eine Botschaft ausrichten wolle? Nein, meint Oldrich Vozenilek, sie sollten das machen, was sie können. Aber dann fiel im doch noch etwas ein:
"Vielleicht eine Botschaft von meiner Mama: In ihrem Namen sprecht ihr gewiss nicht!"
"Das Land hat 10 Millionen und zwei Einwohner, und ich - als Vater - kann mich mit den 10 Millionen treffen so oft ich will. Die einzige Person, bei der das reguliert ist auf einen Tag jede zweite Woche, das ist mein eigenes Kind. Das ist doch nicht natürlich!"
Das ist vielleicht nicht natürlich, aber für Daniel Nebesky, einen Mann Mitte 50, ist das absurde Normalität geworden, in der er seit vielen Jahren lebt.
"Ein ganzes Jahr lang, bevor er dann illegalerweise nach Deutschland mitgenommen wurde, habe ich meinen Sohn nicht ein einziges Mal bekommen. Obwohl jeder ungerade Samstag vereinbart war. Deshalb bin ich jeden Tag zur Schule gefahren, wenn die Kinder zum Mittagessen gegangen sind und da haben wir dann 15 bis 20 Minuten Zeit miteinander gehabt."
Man wollte, dass der Sohn sich vom Vater entwöhnt, meint Daniel Nebesky, damit er es später leichter erträgt, dass sein Vater quasi nicht existiert. Aber das habe er sich nicht gefallen lassen.
"Ich habe die Union der Väter gegründet, weil ich festgestellt habe, dass man bei Gericht nicht auf der Grundlage des Gesetzes, sondern nach vorgefassten Meinungen entscheidet. Und die dominanteste und unsinnigste Ansicht ist, dass das Kind aus biologischen Gründen der Mutter gehört."
Wenn es zur Scheidung kommt, ist das Kind in über 90 Prozent der Fälle bei der Mutter. Der Vater hat das Kind nur am Wochenende. Er könne es also gar nicht erziehen, meint Daniel Nebesky, weil das Kind nicht an seinem alltäglichen Leben teilhabe. Und was die Erziehung von Kindern betrifft, hat Daniel Nebesky traditionelle Vorstellungen, angelehnt an ein tschechisches Sprichwort: `Die Frau erzieht das Kind zu einem Menschen und der Mann zu einem Bürger in der Gesellschaft`. So läuft es aber heute nicht mehr, wie Daniel Nebensky meint. Was die Familie anbelangt, seien Frauen privilegiert und die Wichtigkeit der Männer für die Erziehung werde ignoriert. 1988, ein Jahr vor der Samtenen Revolution, hat Nebesky die "Union der Väter für die Rechte der Kinder" gegründet, wie der eingetragene Verein heißt. Seit dem vertritt er Väter vor Gericht und macht Lobbyarbeit in der Familienpolitik. Haben er und die Union der Väter etwas erreicht?"Wir haben eine Änderung des Familiengesetzes erreicht. Insbesondere das Anrecht der Kinder auf beide Elternteile. Wir haben das Recht von Großeltern durchgesetzt, dass sie ihre Enkel sehen dürfen. Das war vorher auch nicht im Gesetz verankert. Und dann haben wir noch etwas gegen den Willen der Justiz durchgesetzt: nämlich die abwechselnde Erziehung durch beide Elternteile."
Trotzdem sei es bis heute ein Problem, dies auch in der Rechtsprechung durchzusetzen. Die Justiz habe sich zum Erfüllungsgehilfen der feministischen Lobby gemacht und die arbeite an der Zerstörung der Familie, wie Nebesky sagt. Aber das sei auch eine Schuld der Männer, die selten über ihren eigenen Schatten springen, wenn es darum geht, sich auszutauschen und gemeinsame Interessen durchzusetzen, wie er einräumt:"Während der Mann entweder keine Zeit hat oder sich schämt zu erzählen, was ihm wiederfahren ist, helfen sich die Frauen gegenseitig. Wenn die Frauen zusammen auf dem Spielplatz sind, dann erzählt die eine der anderen ihre Erfahrungen mit der Scheidung, gibt ihr Ratschläge, wie sie sich verhalten und was sie sagen soll. Und wenn Männer in der Kneipe sind, dann sprechen sie überhaupt nicht über so etwas."
Und dennoch - eine Botschaft an die Feministinnen will auch er noch loswerden:
"Wenn ihr wollt, dass eure Kinder - falls ihr welche habt - sich im späteren Leben verhalten wie normale, ordentliche und psychisch gesunde Bürger, dann verhindert nicht, dass sie auch mit ihren Vätern zusammensein können."