Vergabe eines Militärgroßauftrags: Firma Steyr hat offenbar die Nase vorn

Bei der Vergabe von Aufträgen wird im Geschäftsleben in der Regel mit harten Bandagen gekämpft. Und wenn es dabei um Millionen- oder gar Milliardensummen geht, dann gehen die Konkurrenten oft nicht gerade zimperlich miteinander um. Ein solches Kopf-an-Kopf-Rennen zweier großer Firmen gibt es derzeit auch in Tschechien bei einem Auftrag, der als der größte in der Geschichte der Tschechischen Armee bezeichnet wird. Über den aktuellen Stand der Dinge informiert Sie Lothar Martin.

Die Tschechische Armee ist seit einem Jahr eine Berufsarmee mit finanziell gut motivierten 22.000 Berufssoldaten und 20.000 Zivilangestellten, aber mit einer zum Großteil stark veralteten Kampftechnik. Aber auch das soll sich ändern. Und so soll nach dem Kauf der neuen Jagdflugzeuge im vergangenen Jahr noch im ersten Quartal dieses Jahres eine weitere Großinvestition erfolgen: Der Kauf von 234 Militärtransportern zum Gesamtpreis von knapp 25 Milliarden Kronen (ca. 850 Millionen Euro). Eine Summe, die in der noch jungen Geschichte der nationalen Streitkräfte bisher noch nicht gezahlt wurde. Daher war auch der Andrang groß, als es um die Bewerbung dieses Großauftrags ging. Von den einst sieben Bewerbern verblieben allerdings nur zwei für den Finalausscheid: die österreichische Firma Steyr mit ihren Transportern vom Typ Pandur und die finnische Gesellschaft Patria mit ihren AMV-Fahrzeugen. Eine Auswahlkommission hat beide Angebote gründlich geprüft und soll der tschechischen Regierung nun eine Empfehlung unterbreiten. Wegen offenbar redseliger Quellen hat der Internetserver EuroOnline diese Empfehlung jedoch schon ausposaunt. Seinen Veröffentlichungen zufolge soll sie für das österreichisch-amerikanische Unternehmen ausgesprochen werden, da Steyr mit seinem Angebot um eine Milliarde Kronen unter dem der Finnen geblieben sei, auch wenn deren Transporter die komfortablere Ausstattung böten. Ein Fauxpas, den die Suomi nicht so ohne weiteres hinnehmen wollen. So äußerte Firmenvertreter Jiri Mares, dass man die Ausschreibung schon nicht mehr als transparent ansehe:

"Wir sprechen hier von einem Akquisitionsprogramm, dass das größte in der Geschichte der Tschechischen Armee ist. Es ist vom Umfang und den Mitteln her noch größer als die Anschaffung der Jagdflugzeuge. Daher ist es schade, dass offenbar jemand mit diesem Programm manipuliert."

Die nicht von der Hand zu weisenden Vorwürfe der Finnen zielen ab auf die Tatsache, dass die zu frühe Veröffentlichung der Empfehlung nun einen größeren Druck auf die Regierung ausübe, nämlich den, sich im Zweifelsfalle für das Angebot des Konkurrenten Steyr zu entscheiden. Verteidigungsminister Karel Kühnl versuchte jedoch den aufgekommenen Unmut zu beschwichtigen und beiden Finalbewerbern zu versichern, dass sie nach wie vor gleiche Chancen hätten:

"Die Kommission ist zu dem Ergebnis gekommen, dass beide Angebote genau jene Bedingungen erfüllen, die vorgegeben wurden. Die Kommission wird eine Empfehlung abgeben, das Ministerium wird auf Grundlage dieser Empfehlung der Regierung ein eindeutiges Material vorlegen. Über die Auftragsvergabe entscheidet die Regierung."

Diese Entscheidung soll voraussichtlich innerhalb der nächsten drei Wochen fallen. Doch schon vor der Verkündung des Siegers ist festzuhalten, dass aufgrund der Informationspanne wieder einmal ein Schatten auf eine Auftragsvergabe in Tschechien gefallen ist.