EU-Politiker eröffnen in Prag Ausstellung entschärfter russischer Militärtechnik aus der Ukraine
Einige Exemplare russischer Militärtechnik, die von der ukrainischen Armee entschärft wurden, sind derzeit auf der Letná-Anhöhe in Prag zu sehen. Die Open-Air-Schau wurde am Montagabend eröffnet.
Über Tausend Menschen versammelten sich am Abend auf der Letná-Anhöhe. Sie sind zur Eröffnung einer Open-Air-Ausstellung mit beschädigter russischer Militärtechnik gekommen. Die Technik wurde von der ukrainischen Armee entschärft. Die Kampfmittel erinnern an die Kriegsschrecken, die die russische Aggression gegen die Ukraine mit sich brachte. Das sagte der Moderator bei der Eröffnung der Ausstellung. Der tschechische Innenminister und Vizepremier Vít Rakušan (Stan) merkte in seiner Ansprache an, in Prag seien soeben die EU-Innenmister zusammengetroffen. Eingeladen zu den Gesprächen wurde Rakušan zufolge auch der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj. Rakušan sprach die rundherum versammelten Menschen an:
„Sie, die hier stehen, beweisen, dass es Ihnen nicht gleichgültig ist, was sich in der Ukraine abspielt. Die Grenze zur Ukraine ist etwa 700 Kilometer von Prag entfernt. Wir stehen hier vor Militärtechnik, die in der Ukraine Menschen tötete und Häuser vernichtete. Der unglaublich tapfere Widerstand der Ukrainer ist ein Beispiel für jedes Land. Tschechien hat mit der sowjetischen Aggression seine Erfahrungen gemacht. Die Truppen marschierten 1968 in die Tschechoslowakei ein und besetzten das Land, wie damals gesagt wurde ,vorübergehend‘, in der Wirklichkeit jedoch für mehr als 20 Jahre. Sie hatten Menschenopfer auf dem Gewissen, auch wenn nicht in dem Maße wie in der Ukraine. Ich wünsche der Ukraine, dass sie weiter ihren mutigen Widerstand leistet. Wir und auch andere EU-Länder zeigen, dass wir hinter der Ukraine stehen.“
Rakušan erinnerte daran, dass 70 Prozent der tschechischen Bürger auf irgendeine Weise den Geflüchteten aus der Ukraine geholfen hat. Die tschechische Unterstützung für die Ukrainer würdigte auch die EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson.
„Millionen Menschen, vor allem Frauen und Kinder, waren gezwungen, zu flüchten. Hunderttausende von ihnen sind in Tschechien aufgenommen worden. Ich bin tief beeindruckt von der Solidarität, die die tschechischen Bürger zum Ausdruck gebracht haben. Vielen Dank!“
Ylva Johansson erinnerte daran, dass ukrainische Soldaten sterben mussten, um die Waffen zu entschärfen, die jetzt in Prag gezeigt werden. Sie vernichteten Johansson zufolge die Kampfmittel, um ihre Familien vor den russischen Soldaten zu schützen.
„Die Ukraine kämpft für ihr Überleben als Volk. Russland griff mit einer großen Stärke seinen viel kleineren Nachbarn, einen souveränen, unabhängigen Staat an. Die Geschütze, die hier zu sehen sind, fielen wie ein schrecklicher Regen auf ukrainische Städte – auf europäische Städte, auf unschuldige Frauen und Kinder. Wir stehen hinter der Ukraine, mit Geld, mit Waffen und mit der Perspektive der EU-Mitgliedschaft.“
Der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj brachte seine Dankbarkeit dafür zum Ausdruck, dass er zur Debatte am runden Tisch mit seinen Amtskollegen aus den EU-Ländern eingeladen wurde. Eine Tatsache habe seine Aufmerksamkeit geweckt, so der Politiker:
„Ich habe hier in den Straßen, an verschiedenen Gebäuden viele ukrainische Flaggen gesehen. Ich verspreche Ihnen, dass nach meiner Rückkehr in Kiew auch tschechische Flaggen an den Amtsgebäuden hängen werden. Ich bin davon überzeugt, dass nur ein einheitliches Europa Diktator Putin bezwingen kann. Ukrainische Soldaten kämpfen für unsere europäischen Werte. Nur gemeinsam werden wir siegen.“
Die Ausstellung der entschärften russischen Militärtechnik ist auf der Letná-Anhöhe bis zum 24. Juli zu sehen. Sie wird vom ukrainischen Innenministerium unter anderem in Zusammenarbeit mit der Stadt Prag und dem Verein Paměť národa veranstaltet. Zuvor wurde die Ausstellung unter anderem in Warschau gezeigt.
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Radio Prague International berichtet über den Krieg in der Ukraine