Militärhilfe für Ukraine: Tschechien setzt auf ein stärkeres Europa

Wolodymyr Selenskyj, Donald Trump und JD Vance
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Am Dienstagmorgen wurde bekannt, dass die USA ihre Militärhilfen für die Ukraine vorrübergehend stoppen. In Tschechien sind daraufhin weitere Forderungen zu hören, die Rüstung in Europa zu verstärken. Und die Bevölkerung spendet wieder mehr Geld für die Ukraine-Hilfe.

Sie ist in Tschechien schon fast zum Mantra dieser Tage geworden – die Mahnung, dass Europa nun mehr für die eigene Sicherheit tun müsse. Und sie war auch am Dienstag wieder zu vernehmen, als Reaktion auf die neueste Anordnung des US-Präsidenten Donald Trump, mit der er die Waffenlieferungen seiner Regierung an die Ukraine vorerst aussetzt.

Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump | Foto: Abaca Press / Alamy / Profimedia

Die USA waren bisher der wichtigste Lieferant für die ukrainische Armee, die sich gegen die russischen Truppen im eigenen Land zur Wehr setzt. Die nun entstehende Lücke müsse Europa zu füllen versuchen, sagt Tomáš Kopečný. Der tschechische Regierungsbeauftragte für den Wiederaufbau der Ukraine führte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks aus:

„Tschechien sitzt mit am Tisch der Koalition der Willigen. Was wir laut Premier Petr Fiala auf den Tisch legen, sind Geld und Waffen. Das Geld betrifft die Pläne zur Erhöhung unseres eigenen Verteidigungsetats, einschließlich der Ausgaben für Militärlieferungen in die Ukraine. Und die Waffen sind entweder unsere eigenen, oder sie stammen – und das zu 95 Prozent – aus der Koordination weiterer Akteure, die dafür bezahlen, aber selbst nicht die industriellen Kapazitäten und Hersteller haben.“

Tomáš Kopečný | Foto: Olga Vasinkevič,  Radio Prague International

Damit verweist Kopečný auf die sogenannte Munitionsinitiative, mit der Tschechien schon seit einem Jahr Finanzen in Partnerländern zusammenträgt und weltweit Artilleriemunition für die Ukraine aufkauft. Dieses Projekt sei durch den Politikwechsel in den USA nicht gefährdet, betont der Regierungsbeauftragte. Probleme entstünden jedoch hinsichtlich der Luftabwehr:

„Dies ist einer der Bereiche, für die keine Firma in Europa die entsprechende Technologie hat. Da bleibt auch weiter nichts anderes, als sich auf die Lieferungen der Amerikaner zu verlassen. Bei der Raketenabwehr gibt es also tatsächlich große Probleme für die Ukraine. Und potentiell auch für Europa, sofern wir überlegen, wie Russland ohne die Hilfe der Amerikaner abgeschreckt werden soll.“

Angesichts der Waffenvorräte, die die Ukraine derzeit noch habe, werde sich der von Trump beschlossene Lieferstopp in etwa einem halben Jahr bemerkbar machen, schätzt Kopečný. Und er hebt hervor, dass eine Unterbrechung der Militärhilfe noch nicht deren definitives Ende bedeute. Vielmehr müssten die Lieferungen wieder aktiviert werden, wenn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf die Bedingung von Trump eingehe.

Milan Mikulecký | Foto: Karolína Němcová,  Tschechischer Rundfunk

Und diese Bedingung lautet, dass der USA die Führung und die Form der Friedensgespräche mit Russland vorbehalten bleibt. Dies wurde deutlich bei dem Schlagabtausch, in den Selenskyj, Trump und US-Außenminister J.D. Vance am Freitag vor laufenden Kameras gerieten. Dieses Ereignis habe die Spendenbereitschaft in der tschechischen Bevölkerung neu angekurbelt, berichtet Milan Mikulecký, Militäranalytiker und Mitglied der Organisation „Skupina D“ (Gruppe D):

„Ich würde sagen, dass mehrere Hunderttausend bis eine Million Kronen eingegangen sind für alle Non-profit-Aktivitäten in Tschechien, die sich für die Unterstützung der Ukraine einsetzen. Bei Skupina D haben wir zwei solcher Initiativen. Zum einen kaufen wir Nemesis-Drohnen ein, und zum anderen sammeln wir im Projekt ‚Gerechte Vergeltung‘ Geld für Plastiksprengstoff. Bei beidem ist es jetzt zu einem sprunghaften Anstieg der Spenden gekommen, und das von niedrigen Einmalzahlungen bis hin zu den größten Gebern, die Millionensummen spenden.“

Vielen Menschen hierzulande sei klar, dass für die Ukraine ein Frieden ausgehandelt werden müsse, der Russland stoppe, ergänzt Mikulecký.

Ondřej Vetchý mit der Nemesis-Drohne | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

In dieser Hinsicht hinke Europa den USA derzeit hinterher, kommentiert Tomáš Kopečný. Denn Trump arbeite daran, sein oberstes außenpolitisches Ziel zu erfüllen – eben Frieden in die Ukraine zu bringen:

„Dieser wird aus unserer Sicht nicht gerecht, nicht gut für die Ukraine und auch nicht gut für Europa sein. Aber es wird ein Frieden sein, und das ist Trumps vorrangiges Ziel. Die Amerikaner sagen zudem, dass es die Rolle der Europäer sein wird, den Frieden zu erhalten. Aber einen Frieden erst einmal anzuregen und zu verabreden, da ist Europa bis jetzt nur am Plappern. Von uns kommt bisher nichts Konkretes, was Russland sinnvoll genug erscheinen könnte, um sich darüber mit den Europäern zu unterhalten.“

Autor: Daniela Honigmann | Quelle: Český rozhlas Plus
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