Ukraine-Hilfskonferenz: Tschechien stellt Initiative für die Lieferung von Artilleriemunition vor

Der französische Präsident Emmanuel Macron, links, begrüßt den tschechischen Premierminister Petr Fiala im Elysee-Palast in Paris

Bei einer Unterstützerkonferenz in Paris haben mehr als 20 Länder weitere und schnelle militärische Hilfe für die Ukraine beschlossen. Tschechien konnte dabei seinen Plan einer Koalition zum Kauf von Artilleriemunition voranbringen. Verwirrung stifteten Aussagen von Frankreichs Präsident Macron zu einem möglichen Einsatz westlicher Bodentruppen in der Ukraine.

Insgesamt 20 Staats- und Regierungschefs waren nach Paris gekommen, um über die Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland zu beraten. Weitere Länder beteiligten sich auf Ministerebene. Am Montagabend standen mehrere Ergebnisse fest. Laut dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron wurde die Bildung einer Koalition beschlossen, die die Ukraine mit Bomben und Raketen mittlerer und längerer Reichweite versorgen will.

Noch schneller soll es aber bei der Beschaffung von Munition für das Land gehen. Diese Initiative hat Tschechien gestartet. Und laut Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) sind in Paris dabei Fortschritte erzielt worden:

Petr Fiala | Foto: Zuzana Jarolímková,  Tschechischer Rundfunk

„Unsere sozusagen tschechische Initiative hat viel Aufmerksamkeit bekommen. Dabei geht es darum, schnell die von der Ukraine benötigte Munition zu besorgen, und das in Drittländern. Eine Reihe an Staaten hat sich im Laufe der Verhandlungen hier der Initiative angeschlossen. Weitere Kollegen haben mir hier auf den Gängen versichert, dass sie schnell über eine Beteiligung entscheiden werden. Ich denke, unsere Aktion hat nun eine breite Unterstützung. Meine Schätzung beläuft sich auf 15 Staaten.“

Petr Pavel | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Beschafft werden sollen 800.000 Schuss Artilleriemunition für die Ukraine. Über die Möglichkeit, die Munition in Drittländern zu kaufen, hatte der tschechische Staatspräsident Petr Pavel bereits bei der Münchner Sicherheitskonferenz informiert. Aktuell geht es darum, das Geld dafür zu sammeln. Laut einem Bericht der Financial Times vom Freitag vergangener Woche sind insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar (1,38 Milliarden Euro) nötig.

Für Aufregung sorgte bei der Konferenz, dass Präsident Macron eine direkte Beteiligung Frankreichs an dem Krieg nicht mehr ausschloss. Er sprach von einer möglichen Entsendung von Bodentruppen. Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico zeigte sich entsetzt und warnte vor einem „riesigen Sicherheitsrisiko“. Er behauptete sogar, mehrere Länder des Westens seien bereit, ihre Soldaten in die Ukraine zu schicken.

Der französische Präsident Emmanuel Macron und der slowakische Premierminister Robert Fico | Foto: Lewis Joly,  ČTK/AP

Macron wiederum ließ im Fall Frankreichs wohl bewusst offen, ob die Truppen auch in Kampfhandlungen eingebunden werden könnten oder nur beratend tätig wären. Tschechiens Premier Fiala erteilte der Idee einer direkten Beteiligung an Kampfhandlungen eine klare Absage. Und auch bei der Konferenz wurde seinen Worten nach über anderes gesprochen:

„Darüber wie die Kapazitäten in der Rüstungsindustrie in Europa erhöht werden können und wie man der Ukraine sofort helfen kann, bevor diese Kapazitäten geschaffen sind. Und es ging darum, wie man bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten helfen kann. Die Tschechische Republik wird sicher keine Truppen in die Ukraine schicken – so etwas muss niemand befürchten.“

Autor: Till Janzer | Quellen: Český rozhlas , ČTK
schlüsselwörter:
abspielen

Verbunden