Verteidigungsminister: Nato-Truppen in Tschechien „psychologisches Problem“
In Tschechien wird gerade über den Verteidigungsminister diskutiert. Martin Stropnický von der Partei Ano hat nämlich in einem Interview gesagt, eine mögliche langfristige Stationierung von Nato-Soldaten hierzulande könnte unangenehme Erinnerungen an die Besatzung durch die sowjetischen Truppen wecken. Damit weckte er aber vor allem Unmut – sowohl bei der Opposition, aber auch beim sozialdemokratischen Regierungspartner.
Die Aussage löste zunächst in den Medien eine wilde Diskussion aus: Will Stropnický die Nato-Verbündeten nicht auf tschechischem Boden? Hat er sie sogar mit den sowjetischen Besatzern von 1968 verglichen?
Stropnický versuchte in einem Interview gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Tschechischen Rundfunk, seine Äußerungen zu relativieren. Die Presseagentur Reuters habe in der Niederschrift des Interviews mit ihm einen Fehler gemacht. Er habe nur ein Problem damit, wenn Nato-Soldaten dauerhaft anwesend seien. Gegen vorübergehende Stationierungen, zum Beispiel bei Manövern sei hingegen nichts einzuwenden. Außerdem habe er als Privatperson gesprochen:
„Es wurde eindeutig gefragt, ob ich als Martin Stropnický - und nicht als Tschechische Republik, denn ich bin nicht die Tschechische Republik - mir eine dauerhafte Stationierung vorstellen könnte.“Und auch den Vergleich von Nato-Truppen mit der Invasion nach dem Prager Frühling wies Stropnický weit von sich:
„Das habe ich nie gesagt, das ist doch absurd. Aber dieser psychologische Moment der Anwesenheit ist doch eine sehr empfindliche Angelegenheit.“
Im Parlament musste sich der Verteidigungsminister aber schwere Kritik von der bürgerlichen Opposition anhören. Tschechien sei schließlich seit nunmehr 15 Jahren Mitglied des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses. Auch der sozialdemokratische Premier Bohuslav Sobotka kritisierte Stropnickýs Äußerungen: Sie seien wirklich unglücklich und würden die Kommunikation mit den Verbündeten unnötig komplizieren. Der Premier sagte aber auch, dass es sich bei der ganzen Diskussion um einen Sturm im Wasserglas handle. Er werde nun ein ernstes Gespräch mit Stropnický führen, habe aber weiter Vertrauen in seinen Verteidigungsminister, so Sobotka.