Vetchy rief Auswahlverfahren zum Erwerb von Jagdflugzeugen aus
Am zweiten und abschließenden Tag seines offiziellen Besuchs in der Tschechischen Republik traf der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, General Joseph Ralston, in Prag mit mehreren führenden Persönlichkeiten der tschechischen politischen Szene zusammen. Das Hauptaugenmerk richtete der General dabei auf die Frage des Aufbaues der europäischen Streitkräfte innerhalb der NATO, bei der auch die Modernisierung der Tschechischen Armee eine unabdingbare Rolle spiele. Mehr zu diesem Thema von Lothar Martin.
Mit Spannung wurde dieser Tage erwartet, wie sich die tschechische Regierung zur Frage der Modernisierung der hiesigen Armee und dabei insbesondere zum Kauf neuer Militärflugzeuge äußern werde. Denn das finanzielle Paket, dass allein zum Erwerb neuer taktischer Jagdflugzeuge im Raume steht, bewegt sich in einer Größenordnung von 100 Milliarden Kronen (ca. 5,5 Milliarden Mark). Verteidigungsminister Vladimir Vetchy betonte denn auch am Mittwoch bei der von ihm vorgenommenen offiziellen Verkündung des Auswahlverfahrens zum Kauf von 24 bis 36 neuen Überschallflugzeugen, dass die Bewerber zwar bis Ende Mai ihre Angebote einreichen können, die Frage, ob und in welcher Größenordnung die neuen Maschinen letztendlich gekauft werden, jedoch nach wie vor offen bleibt. Laut der Nachrichtenagentur CTK haben fünf internationale Anbieter ihr Interesse geäußert, sich für den Auftrag zu bewerben: das britisch-schwedische Konsortium BAe-Systems mit dem Flugzeug Gripen, die deutsche DASA mit dem Eurofighter, der französische Hersteller Dassault mit der Mirage sowie die amerikanischen Unternehmen Lockheed und Boeing mit den Abfangjägern F-16 bzw. F/A-18.
Wie Minister Vetchy vor Journalisten äußerte, sei ein Neukauf sinnvoll, da eine Modernisierung der alten russischen MIG-Maschinen "im Grunde genommen nichts löse." General Ralston hatte die derzeit im Dienst der tschechischen Luftstreitkräfte stehenden Maschinen zuvor als "Flugzeuge der Vergangenheit" bezeichnet.
Am zweiten Tag seiner Visite in Tschechien traf General Ralston neben Verteidigungsminister Vetchy und dem Generalstabschef der Tschechischen Armee, General Jiri Sedivy, auch mit dem Senatsvorsitzenden Petr Pithart sowie den Vorsitzenden der parlamentarischen Ausschüsse für Auswärtiges und Verteidigung bzw. Verteidigung und Sicherheit, Michael Zantovsky und Petr Necas, zusammen. In all diesen Gesprächen erzielte man Einigung darüber, dass neben der funktionierenden Struktur der NATO keine weitere Struktur einer militärischen Streitmacht in Europa aufgebaut werden sollte. So werde zum Beispiel die Tschechische Armee für die schnelle Eingreiftruppe der EU in der Regel diesselben Einheiten stellen, die bereits innerhalb der NATO integriert sind, hieß es. Bezüglich der internationalen Militärmissionen auf dem Balkan werde sich die Tschechische Republik in Zukunft auf nur eine dieser Missionen orientieren. Das bedeute aber nicht, dass sich die tschechischen Soldaten schon alsbald von der Mission im Kosovo zurückziehen werden, sagte Petr Necas gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.