Tschechen schützen Luftraum im Baltikum
Seit zwei Monaten kontrollieren tschechische Kampfpiloten mit ihren Gripen-Jagdflugzeugen den Luftraum über den baltischen Ländern.
„Die russischen Luftstreitkräfte haben den Luftraum seit Ankunft der tschechischen Soldaten insgesamt neunmal verletzt. Wir vertrauen unserem östlichen Nachbarn nicht so sehr. Sollte sich die Lage hier verändern, könnte er diese Chance nutzen.“
Die Mission in Estland ist bereits der sechste Nato-Einsatz dieser Art für die tschechischen Piloten. Zuvor wurden sie dreimal nach Island entsendet. In den baltischen Ländern halfen die tschechischen Gripen-Jagdflieger bereits zweimal in den Jahren 2009 und 2012. Estland, Lettland und Litauen grenzen im Osten an Russland und im Westen an die russische Exklave Kaliningrad. Laut Generalstabchef Aleš Opata ist das Engagement in Estland sehr wichtig:
„Das Land hat keine eigenen Überschallflieger zum Schutz seines Luftraums. Dieser wird von der Nato gesichert, deren Mitglied Estland ist.“Der Befehl zum Aufstieg kommt aus einem Nato-Kommandozentrum in Deutschland. Innerhalb von 15 Minuten müssen die Maschinen in der Luft sein, sagt der Oberbefehlshaber des Einsatzes, Oberstleutnant Pavel Pavlík:
„Wir müssen identifizieren, was für ein Flugzeug den Luftraum verletzt hat und erstellen eine Fotodokumentation für die Nachrichtendienste. Dann begleiten wir den jeweiligen Flieger, bis der Befehl kommt, dass unsere Aufgabe erfüllt wurde. Erst danach kehren wir zurück. Es ist eine Friedensmission. Dabei kommt es keinesfalls zu Auseinandersetzungen in der Luft. Wir überwachen den Verkehr im Luftraum.“
Daneben werden die tschechischen Piloten in Estland auch ausgebildet. Aufgrund der Lage auf der Küste seien die Übungen um einige Facetten reicher als in Tschechien, sagt einer der Piloten:„Wir können den Radar im Modus über dem Meer nutzen und Tiefflüge über dem Wasser üben. Sonst unterscheiden sich die Testeinsätze praktisch nicht.“
Die Tschechen bleiben bis Ende des Jahres in Estland. Sie sind dort mit fünf Gripen-Maschinen ausgestattet. Die übrigen Jagdflieger der tschechischen Armee sind auf dem Fliegerstützpunkt in Čáslav in Mittelböhmen stationiert. Das Abgeordnetenhaus hat am Donnerstag ihrer möglichen Entsendung in die Slowakei zugestimmt. Im Rahmen des Projekts „Gemeinsamer Himmel“ wollen sich Tschechien und sein östlicher Nachbar gegenseitig beim Schutz des Luftraums helfen, sagte Verteidigungsminister Lubomír Metnar vor den Abgeordneten:
„Dafür stehen auf beiden Seiten jeweils zwei Flieger zur Verfügung. Sie sollen bei einer Bedrohung nichtmilitärischer Art eingesetzt werden. Das ist zum Beispiel die Entführung eines Zivilflugzeugs, das für einen Terroranschlag verwendet werden könnte.“Ein entsprechender Vertrag zwischen der tschechischen und der slowakischen Armee wurde anlässlich der Nato-Tage im September unterzeichnet.