Tschechien will eigenen Luftraum selbst schützen – vermutlich weiter mit Gripen-Kampfjets

Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik

Als Tschechien im Jahr 1999 der Nato beitrat, war man hierzulande erfreut und ernüchtert zugleich. Erfreut darüber, nun dem stärksten Militärbündnis der Welt anzugehören, was ein Grundmaß an Sicherheit garantiert. Andererseits schaut man seitdem auch der Tatsache ins Auge, die eigenen Streitkräfte ständig modernisieren zu müssen. Allen voran die Luftwaffe – hier trat Tschechien mit veralteten Mig-Maschinen aus russischer Produktion dem Bündnis bei. Aus Kostengründen nutzt die tschechische Armee seit acht Jahren nur noch Jagdflugzeuge auf Leihbasis. Jetzt muss über die Zukunft der Luftstreitkräfte erneut entschieden werden.

Gripen-Kampfjets  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
Seit 2004 fliegen die Militärpiloten der tschechischen Armee den Kampfjet JAS 39 Gripen. Allerdings nur auf Leihbasis, denn 14 Maschinen dieses Typs hat die schwedische Firma Saab bis Ende 2014 an die Tschechische Republik vermietet. Der Mietpreis beträgt knapp 800 Millionen Euro. Vor der Krise war man das in Prag noch zu zahlen bereit. Jetzt aber ist der Haushalt viel enger bemessen. Daher war Verteidigungsminister Alexandr Vondra am Montag auch gut gelaunt, als er verkünden konnte, dass er mit der schwedischen Seite für den möglichen Nachfolgevertrag ein neues, günstigeres Angebot ausgehandelt hat. Es soll laut Vondra um zehn Prozent unter dem Preis des ursprünglichen Angebots liegen, das Saab im Sommer gemacht hatte. Konkrete Zahlen zu dem Angebot wollte Vondra nicht nennen, dafür sprach er über die Varianten der Vertragslaufzeit, die jetzt im Raum stehen:

Alexandr Vondra  (Foto: ČTK)
„Im Spiel sind auch eine mittelfristige Variante und eine kurzfristige Variante. Letztere kann auch als Übergangsvariante dienen. Alle Vertragslaufzeiten gehen aber über die Legislaturperiode dieser Regierung hinaus, so dass es korrekt wäre, darüber auch mit der Opposition zu sprechen.“

Konkret sieht das schwedische Angebot des neuen Mietvertrags Laufzeiten von drei, fünf oder zehn Jahren vor. Dafür wären Beträge zwischen 200 und 580 Millionen Euro zu zahlen. Tschechien hat nun bis Ende März Zeit, sich dazu zu äußern. Darüber wird Vondra nicht mehr mitentscheiden. Er hat vergangene Woche seinen Rücktritt angekündigt, den er am 10. Dezember vollziehen will. Seine Position in der Frage der Luftverteidigung aber machte Vondra noch einmal mehr als deutlich:

„Ein Jagdflugzeug-Geschwader wird ein fester Bestandteil der tschechischen Armee bleiben. Das ist ein grundlegendes Merkmal der staatlichen Souveränität.“

Jiří Šedivý,  foto: Marián Vojtek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Mit dieser Meinung steht Vondra nicht alleine da. Auch der tschechische Botschafter bei der Nato, Jiří Šedivý, findet, es sei ein Zeichen von Souveränität, wenn man seinen Luftraum selbst verteidigen kann. Auf der anderen Seite bemerkte er kritisch, Tschechien habe es versäumt, sich in dieser wichtigen Frage auch andere Optionen zu sichern:

„Ich denke, wir haben die Zeit verschlafen, in der wir noch über einen anderen Typ von Abfangjäger oder über andere Bedingungen hätten verhandeln können. Meiner Meinung nach gibt es heute nur noch eine Option: Wir müssen uns mit den Schweden über die Verlängerung der Ausleihe der Gripen-Flugzeuge einigen.“

Einigen Politikern ist auch das neue Angebot aus Schweden noch nicht gut genug. Deshalb wird hin und wieder auch die Meinung laut, ob Tschechien seinen Luftraum nicht auch durch Nato-Verbündete bewachen lassen könnte. Dieser Auffassung aber erklärt Šedivý eine Absage:

„Theoretisch ist alles vorstellbar, aber praktisch wäre das sehr schwierig. Wir sind schließlich ein Land von mittlerer Größe, und eine Überwachung unseres Luftraums durch Nato-Verbündete wäre technisch, militärisch und auch finanziell ziemlich anspruchsvoll.“