Viel Freude, zugleich große Gefahr: Neuschneebescherung im Riesengebirge

Foto: ČTK

Zum diesjährigen Osterfest sind landesweit nochmals tausende Tschechen mit ihren Skiern und Snowboards ins Gebirge aufgebrochen. Dabei hatte es noch eine Woche zuvor danach ausgesehen, dass der Abschied von der Wintersaison bereits unabwendbar ist. Frau Holle hat es jedoch anders eingerichtet: Das Riesengebirge, der Böhmerwald, das Altvatergebirge und die nordmährischen Beskiden konnten die Winterportfans noch einmal mit einer üppigen Schneebescherung heranlocken. Mit dem neuen Schnee lauerte dort aber auch die Gefahr.

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Allein im Riesengebirge haben sich zu Ostern rund 5000 Besucher über hervorragende Skibedingungen gefreut. Am Freitag lagen dort 20 bis 30 Zentimeter Neuschnee, auf den Bergkämmen wurde eine Schneehöhe von mehr als 230 Zentimetern gemeldet. Neben den Skiläufern tummelte sich im Riesengebirge auch die Bergwacht dies- und jenseits der tschechisch-polnischen Grenze. Wegen hoher Lawinengefahr mussten einige Gebiete gesperrt werden. Wie oft wurde das Verbot aber auch diesmal nicht von allen respektiert.

In der Nähe der Wiesenbaude (Luční bouda) auf der polnischen Seite des Kamms hat eine Schneelawine am Samstag in einem Sperrgebiet einen Snowboardfahrer begraben. Der Bergwacht zufolge war die etwa ein Kilometer lange und 20 Meter breite Lawine noch kräftiger als die von 1968, die am selben Ort 19 Menschen in den Tod gerissen hatte. Polnische Helfer wandten sich gleich nach dem Unglück mit einer Bitte um Unterstützung an die tschechische für die Region zuständige Bergwacht um Hilfe. Ihr Leiter Adolf Klepš:

„In den Abendstunden hatten wir 30 Männer und auch drei Hundeführer vor Ort, die mit 50 polnischen Kollegen zusammenarbeiteten.“

Starker Wind, Dunkelheit und anhaltende Lawinengefahr waren allerdings die

Labská bouda / Elbbaude im Riesengebirge  (Foto: Jana Šustová)
Gründe, warum die Suchaktion um 19.00 Uhr eingestellt und erst am darauf folgenden Sonntagmorgen fortgesetzt wurde. Das Lawinenopfer konnte nur noch tot geborgen werden.

Eine andere Schneelawine schlug jedoch bereits am Freitagnachmittag in der Nähe von Spindlermühle zu. Einer der drei erfassten Skiläufer konnte sich aus den Schneemassen befreien und Hilfe herbei holen. Die anderen zwei Männer, die 45 beziehungsweise 70 Minuten in einer zwei Meter dicken Schneeschicht verbrachten, hatten Glück. Unterkühlt und geschockt, jedoch lebend, konnten sie ins Krankenhaus gebracht werden. Im höchsten Gebirge Tschechiens – dem Riesengebirge – werden alljährlich mehrere Dutzend Lawinen gezählt, doch die meisten enden nicht tragisch.

Mit einem tragischen Ereignis hingegen ist im Reisengebirge der Ostermontag verbunden. Am Ostermontag 1913 fand dort ein 50-Kilometer-Skilanglauf statt. Dabei wurde der Skiläufer Bohumil Hanč von einem Schlechtwetter-Umschwung überrascht, sein Freund Václav Vrbata schaffte es nicht, rechtzeitig Hilfe zu holen. Beide erfroren. Den Fundort ihrer Leichen besuchen jedes Jahr Angehörige der Bergwacht. Adolf Klepš:

„Es war damals der erste Ausdruck der Solidarität zwischen zwei Menschen, die im Gebirge in Not geraten waren. Aus diesem Anlass legen wir jedes Jahr mit unseren Kollegen und Bergfreunden Kränze an Vrbatas und Hančs Gedenkstätte nieder.“

Der Ostermontag wird in Tschechien gleichzeitig als Tag der Bergwacht begangen.