Vierzehn Prager Märtyrer: Ausstellung über ermordete Franziskaner

Foto: Martina Schneibergová

Vierzehn Prager Märtyrer: So heißt eine Ausstellung, die das Schicksal einiger Franziskaner dokumentiert, die Anfang des 17. Jahrhunderts bei einem Überfall auf ihr Prager Kloster ermordet wurden. Die Ausstellung und eine Historikerkonferenz im Kloster bei der Maria-Schnee-Kirche waren der Startschuss für eine ganze Reihe von Veranstaltungen, die anlässlich der bevorstehenden Seligsprechung der 14 Franziskaner in der tschechischen Hauptstadt stattfinden.

Maria-Schnee-Kirche  (Foto: Martina Schneibergová)
Totgeschlagen, erstochen, erwürgt – so beschrieb ein Chronist den Tod der 14 Franziskaner. Sie kamen am 15. Februar 1611 bei einem Überfall auf ihr Prager Kloster ums Leben. Die Mönche, die aus verschiedenen Ländern Europas stammten, wurden schon bald nach ihrem Tod als Märtyrer verehrt. Am 13. Oktober dieses Jahres werden sie im Prager Veitsdom feierlich seliggesprochen.

Anlässlich der Ausstellungseröffnung haben die Historiker über die Umstände diskutiert, unter denen es vor mehr als 400 Jahren zum Überfall auf das Kloster kam. Prag war damals die Residenzstadt von Kaiser Rudolf II., und 80 Prozent der Bewohner waren damals nicht katholisch. Rudolfs Majestätsbrief von 1609 gewährte zwar Religionsfreiheit, aber konfessionelle Streitigkeiten brachen immer wieder aus, sagt Historiker Petr Hlaváček:

Truppen des Passauer Bischofs Leopold
„Rudolf II. war mit dieser Situation unzufrieden und lud 1611 die Truppen des Passauer Bischofs Leopold nach Prag ein. In Prag kam es zum Kampf, nicht nur zwischen Katholiken und Protestanten, sondern zwischen den Passauern und dem Heer der Böhmischen Stände. Die Bewohner Prags hatten Angst, dass etwas Schlimmes folgen wird und die Protestanten befürchteten, dass es zu einer Bartholomäus-Nacht kommen könnte. Diese Hysterie gipfelte in Angriffen auf die Prager Klöster sowie andere katholische Institutionen.“

Der Historiker versucht Licht in die Geschehnisse zu bringen, die damals zum Überfall auf die Franziskaner führten. Zum Angriff kam es am Faschingsdienstag. Viele Menschen waren betrunken und viele Bürger hatten ihre Häuser aus Angst vor Ausschreitungen verschlossen. Die Leute, die das Kloster überfallen hatten, seien durch keine konfessionellen Motive getrieben worden, so Hlaváček:

„Die Plünderer waren eine Art Lumpenproletariat. Das Ereignis spielte sich außerhalb des rein konfessionellen und kirchenpolitischen Konfliktes ab. So etwas passiert in solch angespannten Zeiten.“

In der Ausstellung über die vierzehn Märtyrer sind neben Gemälden und einem Faksimile des Majestätsbriefs von Rudolf II. einige zeitgenössische Gegenstände zu sehen. Zu ihnen gehört unter anderem eine Marienstatue, vor der einer der Franziskaner ermordet wurde, oder ein liturgisches Gewand, in dem ein Franziskanerpriester Messe las, als er überfallen wurde. Das Gewand wurde von den Wiener Franziskanern ausgeliehen, erzählt Amáta Wenzlová, die an der Zusammenstellung der Ausstellung beteiligt war.

Amáta Wenzlová  (Foto: ČTK)
„Wir haben versucht, die einzelnen Personen mit konkreten Orten im Kloster in Verbindung zu setzen und zu beschreiben, was sie erlebt haben. Die Ausstellung führt durch das Kloster: von der Kirche, über das Erdgeschoss und die erste Etage des Konvents bis auf den Dachboden und in den Turm. Das waren die Orte, wo die Franziskanermönche damals den Tod fanden. Es ist uns gelungen, viele neue Informationen und Materialien auch aus dem Ausland, vor allem aus Italien zusammenzutragen.“

Die Ausstellung ist im Franziskanerkloster bei der Maria-Schnee-Kirche bis zum 25. November zu sehen.