Gebet und Gulasch: Kloster Hájek bei Prag eröffnet Pilgersaison
Das Kloster Hájek / Waldl liegt etwa 15 Kilometer westlich von Prag. Vor einigen Jahrhunderten strömten mehrere zehntausend Pilger in den Wallfahrtsort. In der Folge hatte das Areal ein bewegtes Schicksal. Nach der politischen Wende von 1989 kamen die Franziskaner zurück ins Kloster. Seit einigen Jahren bemühen sie sich, die historischen Gebäude zu retten und den Ort wiederzubeleben. Am vergangenen Samstag wurde in Hájek die Pilgersaison geöffnet.
Der Klosterhof war beim Gottesdienst diesmal nicht so voll wie bei den Saisoneröffnungen vor der Corona-Pandemie. Die provisorischen Bänke reichten trotzdem nicht: Es mussten Klappstühle gebracht werden, dennoch mussten mehrere Besucher stehen. Den Gottesdienst zelebrierte der Franziskaner Filip. Er zeigte sich erfreut darüber, dass die Pilger nach der Corona-Zeit wieder den Weg nach Hájek gefunden haben. In seiner Rede ging der Ordensbruder auch auf Russlands Krieg gegen die Ukraine ein:
„Wir sind Zeugen von Gräueltaten geworden. Es wurden Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Und es gibt Menschen, die sie verharmlosen und davon noch profitieren. So etwas darf nicht ohne Reaktion bleiben.“
Gebetet wurde für alle Menschen, die im Krieg leiden, sowie für den Frieden in der Ukraine. Zudem wurde an alle früheren Besucher des Klosters erinnert, die nicht mehr kommen können, sowie an jene, die zur Instandsetzung des Barockareals beigetragen haben. Den größten Zustrom von Pilgern erlebte Hájek im 18. Jahrhundert. Mehrere zehntausend Menschen besuchten damals die dortige Loreto-Kapelle. Anfang der 1950er Jahre wurde das Kloster in ein Gefängnis und Arbeitslager für Geistliche umgewandelt. Später wurde das Areal von der tschechoslowakischen Armee genutzt. Anfang der 1990er Jahren erhielt der Franziskanerorden den mittlerweile stark beschädigten Gebäudekomplex zurück. Seitdem kümmern sich die Ordensbrüder von der Prager Maria-Schnee-Kirche um den einst beliebten Wallfahrtsort. Sie versuchen, die zuvor baufälligen historischen Gebäude schrittweise zu retten. Bei der Saison-Eröffnung informieren sie in der Regel darüber, was in letzter Zeit im Kloster neu gebaut oder restauriert wurde. Bruder Filip:
„Wir haben vor kurzem eine Wasseraufbereitungsanlage errichtet, die nicht gerade billig war. Auf diese Weise können wir die hiesige Quelle nutzen. Ohne die Unterstützung von Ihnen hier wäre das nicht möglich gewesen. Dafür danke ich und ebenso dafür, dass Sie gekommen sind.“
Der Ordensbruder zog nach der Messe eine Kochschürze an, um im sogenannten „Bistro“ vor dem Kloster Gulasch und Suppe an die hungrigen Pilger zu verteilen. Für das Essen konnten die Besucher einen freiwilligen Betrag spenden, der für die Instandsetzung des Areals genutzt wird.
Unter den Besuchern war diesmal auch Hayato Okamura. Der christdemokratische Abgeordnete erklärte gegenüber Radio Prag International, er komme schon seit vielen Jahren gerne mit seiner Familie nach Hájek:
„Ich erinnere mich daran, dass wir vor etwa 18 Jahren mit einer Pilgergruppe und Bruder Filip, der heute die Messe gelesen hat, einige Kilometer zu Fuß gegangen sind. Damals war unser jüngster Sohn im Kinderwagen. Und heute sitzt er da im Bistro in einer Männerrunde und diskutiert über Politik.“
Hayato Okamura hatte eine kleine ukrainische Flagge am Revers. Dazu merkte er an:
„Politische und moralische Unterstützung ist in dieser sehr schwierigen Kriegssituation genauso selbstverständlich wie humanitäre und materielle Hilfe. Ich bin davon überzeugt, dass Ukrainer, die ihr Land gegen die Aggressoren verteidigen, auch für Tschechien und weitere demokratische Länder kämpfen. Ich fühle mich mit der demokratischen Ukraine tief verbunden. Es ist notwendig, dem Land weiterhin zu helfen. Wir beten in unserer Familie auch jeden Tag für die Ukrainer.“
Am Montag, 23. Mai, um 17 Uhr findet in Hájek ein ökumenischer Gottesdienst statt. Mehr über das Programm im Klosterareal finden Sie unter https://hajek.ofm.cz/.